Hoeschianer, wahre Liebe und ein Abschied
Traditionell wurde zum Start der neuen Bundesligasaison ein ökumenischer Gottesdienst in der BVB-Gründerkirche gefeiert. Die Predigt hielt Kay Bandermann.
„Ich würde sagen: Ausverkauft!“ Gemeindereferent Karsten Haug wirke überwältigt beim Blick in die Dreifaltigkeitskirche. Die ist rappelvoll, zahlreiche Sängerinnen und Sänger der Akademie für Gesang NRW unter der Leitung von Zeljo Davutovic stehen im Altarraum – die neue Bundesligasaison kann kommen.
Die Predigt hielt diesmal der Dortmunder Journalist und Autor Kay Bandermann. Anschließend an die Lesung beschäftigte auch er sich mit dem Thema Arbeit. „Wir müssen über Arbeit reden“, so Bandermann. Ist sie heute noch reine Mühe, oder der Weg zu einem guten Leben? „Wenn ich Handwerker frage, warum sie nicht lieber in einem Büro arbeiten, kommt in aller Regel die Antwort: ‚Weil ich am Ende des Tages sehen kann, was ich heute geschafft habe.‘“ Arbeit könne also auch sinnstiftend sein.
Gar nicht weit weg von der Dreifaltigkeitskirche wurde auch Jahrzehnte lang „malocht“ – auf der Westfalenhütte. Der Journalist ging im Schnelldurchgang die Entwicklung des Hoesch-Standortes durch, ihm war etwas anderes wichtig: „Hoesch war wie Familie.“ Ein Hoeschianer zu sein, sei ein Lebensgefühl gewesen. Die Menschen, die hier beschäftigt waren, sahen Hoesch als ihren Betrieb an, dem es gut gehen sollte. „Sie wollten angehört werden und mitreden.“ Darauf habe sich die Unternehmensleitung eingelassen.
Aber auch im Privaten war der Aspekt durchaus präsent. Es gab eben Familien, in denen mehrere Generationen auf der Westfalenhütte beschäftigt waren. Und darauf war man – trotz der Belastungen durch die schwere körperliche Arbeit – stolz. Entsprechend groß waren Frust und Enttäuschung, als das Werk schloss.
Doch Kay Bandermann beschränkte sich nicht nur auf die Vergangenheit. Dortmund habe sich zu einem Logistikstandort gemausert, das Gelände der ehemaligen Westfalenhütte sei der Beweis. Auch wenn er schmerzhaft war, habe der Strukturwandel aus heutiger Sicht betrachtetet funktioniert. Unternehmen wie Wilo (Pumpen) oder Adesso (IT-Dienstleistungen) stünden „für das moderne Dortmund“. Und beide Unternehmen seien heute Sponsoren des BVB. Auf einen anderen, nicht unumstrittenen Sponsor der Borussia – Rheinmetall – wollte Kay Bandermann dann aber nicht eingehen, ebenso wie auf Transfergeschäfte.
Nach dem ökumenischen Gottesdienst galt es dann, Abschied zu nehmen. Denn die BVB-Gründerkirche wird – wie bereits im DOM berichtet – umgebaut. „Ab dem 1. September wird sie ausgeräumt, die Glocken werden schweigen“, so Karsten Haug.