Weihbischof Josef Holtkotte ist im Erzbistum Paderborn Bischofsvikar für gesellschaftliche und soziale Fragen. Zudem ist er in der Deutschen Bischofskonferenz Mitglied in der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen.
Foto / Quelle: Besim Mazhiqi / Erzbistum Paderborn

In aller Unterschiedlichkeit gemeinsame Werte leben 

Weihbischof Josef Holtkotte betont kurz vor der Europawahl im Interview die Integrationskraft der Europäischen Union.

Paderborn

Kurz vor der Europawahl am 9. Juni betont der Paderborner Weihbischof Josef Holtkotte den großen Wert der Europäischen Gemeinschaft: Er glaubt, „dass wir ohne die EU weniger Frieden und Zusammenhalt in Europa hätten, dass Krisen größer wären, weil Menschen weniger Rücksicht aufeinander nehmen würden, weil man nicht gemeinsam denken, fühlen und arbeiten würde.“ Diese Überzeugung formuliert Weihbischof Holtkotte, der im Erzbistum Paderborn Bischofsvikar für gesellschaftliche und soziale Fragen ist, in einem Interview mit Redaktionsleiter Dirk Lankowski.

Er habe für die Europawahl bereits per Briefwahl abgestimmt, so Weihbischof Holtkotte, weil er am Wahltag unterwegs sei und „auf keinen Fall meine Stimmabgabe verpassen möchte.“ Schon als Jugendlicher sei er politisch interessiert aufgewachsen. Seine Eltern hätten ihm eine grundlegende Prägung mit auf den Weg gegeben: „die Demokratie zu stärken und zu stützen und das, was wir an Möglichkeiten der Freiheit haben, auch zu leben und zu schätzen“, erklärt der Paderborner Weihbischof, der auch Mitglied ist in der Kommission der Deutschen Bischofskonferenz für gesellschaftliche und soziale Fragen.

Politisch engagiert im engeren Sinne habe er sich zwar nicht, aber immer informiert und beteiligt. „Ich gehe wählen, nehme an Bürgerentscheiden teil oder an manchen Demonstrationen. Im Vorfeld von Wahlen gehe ich auch zu Podiumsdiskussionen von Kandidaten, um die Unterschiede wahrzunehmen“, so Weihbischof Holtkotte.

Inhalte mitbestimmen

Er sei früh viel gereist, erinnert sich Weihbischof Holtkotte. Dabei habe er geschätzt, „wie unterschiedlich die Menschen leben und doch zusammenleben“. Diese Zusammengehörigkeit in aller Unterschiedlichkeit, aber mit gemeinsamen Werten habe sich bei ihm früh festgesetzt. „Ich bin in die europäische Gemeinschaft hineingewachsen“, beschreibt der Weihbischof seine europäischen Erfahrungen.

Jugendlichen, die am 9. Juni ab 16 Jahren wählen dürfen, würde Weihbischof Holtkotte gerne sagen, dass eine Wahl „die größte Möglichkeit ist, die Politik und damit auch die Inhalte wirklich aktiv mitzubestimmen, egal ob in der Kommune, im Land, in Deutschland oder jetzt in Europa.“ Es gebe einen großen Block von demokratischen Parteien, so der Paderborner Weihbischof. Aber: „Da gibt es große Unterschiede, und die können wir wählen. Und wenn ich möchte, dass bestimmte Themen, die mir wichtig sind, nach vorne gebracht werden, dann muss ich zur Wahl gehen und meine Stimme abgeben.“

Interessen bündeln

Auf die Frage nach dem Wert der EU antwortet Weihbischof Holtkotte sehr entschieden: „Je isolierter wir sind, je weniger wir voneinander wissen, desto größer ist das Potenzial für Feindseligkeit. Deshalb möchte ich betonen, dass ich Kompromisse gut finde. Sie sind für mich ein hervorragendes Instrument der Demokratie: Ich muss mich einigen, ich muss versuchen, möglichst viele Interessen zu bündeln und damit letztlich auch viele Menschen zu gewinnen.“ Für ihn sei sehr bedeutsam, „dass die EU vielen Menschen ein viel besseres Leben ermöglicht.“

In dem Kontext bezeichnet Weihbischof Holtkotte es als fatal, wenn im Wahlkampf Projekte der EU mit Spott und Häme „ausgeschlachtet“ würden. „Das spielt immer nur denen in die Hände, die grundsätzlich gegen Europa und unsere Demokratie sind“, fordert der Paderborner Weihbischof konstruktive Kritik statt Übertreibungen. Auch Jesus heiße es sicherlich gut, „wenn Menschen versuchen, in guter Weise miteinander in Solidarität zu leben. Und das sehe ich in der EU, mit allen Höhen und Tiefen“, bestätigt Weihbischof Holtkotte zum Abschluss des Interviews.

(PDP)
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