Foto / Quelle: Wolfgang Maas

Kein leichter Gang

Friedensorte sind Leuchttürme für das Frieden stiftende Engagement der Gesellschaft. Das Shoah-­Mahnmal in der Herner Innenstadt ist ein solcher Ort.

Herne

Es sind nicht bloß Zahlen – es sind menschliche Schicksale. Die 400 Namen gehören zu Menschen, die während der Zeit des Nationalsozialismus verschleppt wurden. An sie erinnert an zentraler Stelle das Shoah-­Mahnmal.

Rückblick: Im Sommer 2004 sprach sich der Stadtrat „für die Schaffung von Erinnerungsorten aus, an denen der Opfer der Shoah aus Herne und Wanne-­Eickel gedacht wird“. Ein solcher ist das Mahnmal, zentral gelegen am Willi-Pohlmann-­Platz in der Herner City zwischen der Sparkasse und dem Kulturzentrum Herne. 

Und es fällt auf mit seiner kupferfarbenen Oberfläche. Dreieinhalb Meter ragt es in die Höhe. Auf der Bronzekonstruktion, die das Innere des Mahnmals seit 2020 vor Vandalismus schützen soll, wird erinnert an Orte jüdischen Lebens in der Stadt. Straßennamen sind zu lesen, Gebäude angedeutet.

Dahinter verbergen sich insgesamt 401 Okulare aus Glas, die eigens in einer Manufaktur in Böhmen hergestellt wurden. Dort sind die Namen und die Todesdaten und -orte der bekannten Opfer hinterlegt. Zudem gibt es Okulare für neun namenlos Gebliebene. Da man die Glaskörper nicht immer aus der Nähe betrachten kann, steht neben dem Mahnmal eine Tafel, auf der ebenfalls alle Daten zu lesen sind. Und es gibt eine Rampe. Diese entlangzugehen, soll bewusst kein leichter Weg sein. Denn entlang der Konstruktion, die an die sogenannten Selektionsrampen erinnern soll, sind Namen von Internierungs-, Vernichtungs- und Konzentrationslagern zu lesen. Am Anfang der rund fünf Meter langen Rampe steht auf hebräisch und deutsch „Gedenke 1933–1945“.

Der Platz für das Mahnmal ist bewusst ausgesucht und soll nicht im Verborgenen sein. „Wer aus dem Strom der Passanten, die über den Platz gehen, ausschert, gibt ein Bekenntnis ab für die Opfer.“ Das sagte die ehemalige Präsidentin des Zentralrates der Juden, Charlotte Knobloch, bei der offiziellen Einweihung des Mahnmals. Das Denkmal solle „unser Bewusstsein wachrütteln“ und „den Blick schärfen“, ergänzte der damalige Oberbürgermeister Horst Schiereck. Umso passender, dass es sich in der Innenstadt, quasi mitten im Alltag der Menschen, befindet.

// Aufgezeichnet und fotografiert von Wolfgang Maas

Foto / Quelle: Wolfgang Maas

Info

Der Entwurf für das Mahnmal in der Herner City stammt von den Industrie­designern Gabriele Graffunder und Winfried Venne (G&V Design). Zu sehen ist es am Willi-Pohlmann-­Platz.

0 Kommentare
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anschauen