3 Min.
18.07.2024
Foto / Quelle: Privat

Kelch statt Schraubenschlüssel

Im Rahmen des „Spirituellen Sommers“ wird im Pastoralverbund Schmallenberg-Eslohe ein Gottesdienst in einer Autowerkstatt gefeiert.

Schmallenberg

Gottesdienste an ungewöhnlichen Orten gehören gerade im Sommer zum festen Programm in vielen Gemeinden und Pastoralverbünden. Oft ergeben sich neue Perspektiven auf Gottes Schöpfung, wenn zum Beispiel eine Messe unter freiem Himmel gefeiert wird oder auf einem Bauernhof. Im Pastoralverbund Schmallenberg-Eslohe findet am 25. Juli ein Gottesdienst in einem Raum statt, in dem sonst die Technik im Mittelpunkt steht: Eine „Werkstattmesse“ wird im Kfz-Betrieb von Stephan Beckmann gefeiert.

Beckmann ist nicht nur selbstständiger Kfz-Mechaniker, sondern auch seit mehr als 25 Jahren im Pfarrgemeinderat engagiert. Mit einem Schmunzeln erinnert er sich daran, wie die Idee für die ungewöhnliche Aktion entstanden ist. Auf die Frage eines Geistlichen, was er am Wochenende gemacht habe, antwortete der Autoschlosser, er sei auf einer „Werkstattmesse“ gewesen: „Während ich eine Schau für technisches Gerät meinte, dachte mein Gegenüber beim Begriff Messe sofort an Gottesdienst.“ Anschließend, so Beckmann, habe man gemeinsam „etwas rumgesponnen“. Aus dieser „Spinnerei“ entstand ein besonderer Gottesdienst, der 2013 in Beckmanns Werkstatt Premiere hatte. Stephan Beckmann: „Wichtig war für uns von Anfang an, möglichst lebensnahe Themen zu finden.“

Wie aus einem Missverständnis eine gute Idee wurde

Was als Missverständnis begann, hat mittlerweile einen festen Platz im Terminkalender des Pastoralverbundes sowie im „Spirituellen Sommer“ in Südwestfalen und ist heute sehr beliebt: Rund 100 Gläubige versammeln sich um den Altar, der auf den Armen einer Hebebühne seinen Platz findet. Insgesamt sind zahlreiche Ehrenamtliche an der Organisation beteiligt – von den Messdienern bis zum Musikverein Fleckenberg, der für den musikalischen Rahmen sorgt.

Pastor Ignatius Möncks wird wieder zwischen Hebebühne und Werkzeug am Altar stehen. 2018 war er zum ersten Mal dabei. „Sehr eindrucksvoll“ sei das für ihn gewesen, denkt er zurück, die Atmosphäre sei eine ganz besondere, nicht nur wegen des speziellen Umfelds: „Die Herzlichkeit und das Engagement aller Beteiligten ist wirklich etwas Berührendes.“ Es habe sich ein gutes Team zusammengefunden: „Von Stephan Beckmann und seinen Mitarbeitern über die Küsterin Veronika Koch bis zu Gemeindereferentin Monika Winzenick.“ Speziell in Erinnerung geblieben ist ihm die Tatsache, dass so viele der Mitfeiernden aus dem näheren und weiteren Umfeld gekommen seien und aus unterschiedlichen Gemeinden. Ein interessanter Umstand vor dem Hintergrund, dass es nicht so ohne Weiteres gelingt, Menschen für Angebote über den eigenen Kirchturm hinaus zu begeistern und sie zu motivieren, Gemeindegrenzen zu überwinden.

An der Idee, so der Geistliche, fasziniere ihn besonders, wie in der „Alltäglichkeit einer Werkstatt etwas Ungewöhnliches“ stattfinde. Er sieht das auch nicht als Konkurrenz zu den Standard-Gottesdiensten: „Die sollten wir deswegen auch nicht weniger schätzen!“ Solche Aktivitäten sind für ihn eine willkommene Ergänzung zum übrigen Angebot und Programm. Dabei dürfe man nicht vergessen, dass es sich bei der Werkstattmesse ja auch um einen normalen Gottesdienst mit einer Predigt, mit Liedern und der Eucharistie handele – „aber eben an einem besonderen Ort“. Die Reaktionen der Gläubigen, so der Geistliche, zeigten auf jeden Fall, dass die „Werkstattmesse“ zu einem festen Punkt im Jahreslauf und zu einem Begriff geworden sei, mit dem sich viel Positives verbinde.

Nach dem Gottesdienst findet eine Fahrzeugsegnung statt

Der Gottesdienst unter dem Motto „Wenn der Himmel in unsere Nacht fällt …“ beginnt am Donnerstag, 25. Juli, um 19 Uhr in der Kfz-Werkstatt Beckmann (Hünengräben 15, 57392 Schmallenberg). In der Einladung heißt es: „Was hat eine Autowerkstatt mit Himmel und Erde zu tun? Auf den ersten Blick erstmal gar nichts. Im Gottesdienst begeben wir uns auf Entdeckungsreise, um an einem außergewöhnlichen Ort zu erfahren, dass sich Himmel und Erde berühren, wo wir es nicht vermuten.“ Im Anschluss an die Messe findet wie in jedem Jahr eine Fahrzeugsegnung statt.

Beim „Spirituellen Sommer 2024“ gibt es Angebote für eine zeitgemäße Spiritualität im Hochsauerlandkreis, im Märkischen Kreis und den Kreisen Olpe, Siegen-Wittgenstein und Soest. Weitere Informationen zum Spirituellen Sommer, der bis zum 1. September zum Thema „Himmel und Erde“ in Südwestfalen stattfindet, gibt es auf der Internetseite des Pastoralverbundes Schmallenberg-Eslohe (www.pv-se.de).

// von Andreas Wiedenhaus

0 Kommentare
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anschauen