Das Gespräch von Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz und Diözesan-Caritasdirektor Ralf Nolte am Nachmittag beleuchtete zentrale Fragen der Flüchtlingshilfe, die aktuellen politischen Herausforderungen sowie die Rolle der Kirche in diesem Kontext.
Foto / Quelle: Isabella Maria Struck / Erzbistum Paderborn

Kirche als Anwalt der Menschenwürde

Dritter Ehrenamtstag des Erzbistums für Engagierte in der Flüchtlingshilfe / Erzbischof Bentz wünscht sich „Botschafter der Hoffnung“.

Erzbistum

„Hoffnung schenken – Frieden stiften“: Getreu dieses Leitwortes haben sich zahlreiche Ehrenamtliche aus dem ganzen Erzbistum im Haus Maria Immaculata zum Ehrenamtstag für Engagierte in der Flüchtlingshilfe versammelt. Nach 2016 und 2018 fand der Ehrenamtstag bereits zum dritten Mal im Erzbistum statt. Ziel der Veranstaltung war es, das große Engagement der Ehrenamtlichen bei der Integration von geflüchteten Menschen zu würdigen, sich auszutauschen und neue Impulse für die wertvolle Arbeit in der Flüchtlingshilfe zu gewinnen.

Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz und Diözesan-Caritasdirektor Ralf Nolte, Sonderbeauftragter des Erzbistums Paderborn für Flüchtlingsfragen, hatten gemeinsam zum Ehrenamtstag eingeladen. In seinem Grußwort drückte der Paderborner Erzbischof seine große Wertschätzung für die Arbeit der Ehrenamtlichen aus und betonte deren verantwortungsvolle Rolle in der Gesellschaft und Kirche. „Was haben wir alles geschafft – trotz allem!“, würdigte Erzbischof Dr. Bentz das Engagement der Ehrenamtlichen, die sich – unabhängig von gesellschaftlichen und politischen Stimmungen – kontinuierlich und verlässlich für die Integration geflüchteter Menschen einsetzen.

Der Paderborner Erzbischof betonte zu Beginn des Treffens, dass der Ehrenamtstag nicht von aktuellen politischen Debatten wie beispielsweise der Frage der Migration und der gesellschaftlichen Diversität vereinnahmt werden solle: „Unser Tag heute soll nicht Teil des Wahlkampfgetümmels werden und doch stehen die leidenschaftlichen Auseinandersetzungen der letzten Wochen wie ein ‚weißer Elefant‘ auch bei uns heute hier im Raum.“

Erzbischof Dr. Bentz rief in seinem Grußwort dazu auf, sich weiterhin für eine menschliche und gerechte Gesellschaft einzusetzen: „Bleiben Sie Botschafterinnen und Botschafter der Hoffnung.“
Foto / Quelle: Isabella Maria Struck / Erzbistum Paderborn

Aufgabe der Kirche sei es, als Anwalt für die Menschenwürde zu agieren, aber ebenso engagiert friedensethische und sozialethische Perspektiven einzubringen, ohne den Fehler zu begehen, sich wahlkampftaktisch instrumentalisieren zu lassen, erklärte Erzbischof Dr. Bentz. Er stellte die neue Mitmach-Initiative des Erzbistums Paderborn „Wir sagen Zusammen:Halt!“ vor: „Was dient jeweils mehr unserem gesellschaftlichen Zusammenhalt? Wo müssen wir zusammen „Halt“ sagen? Diese Aufgabe bleibt über die Bundestagswahl am 23. Februar hinaus!“, erinnerte der Paderborner Erzbischof.

Erzbischof Dr. Bentz ermutigte die Anwesenden, trotz aller Herausforderungen in ihrem Engagement für die Integration Geflüchteter nicht nachzulassen: „Hoffnung und Zuversicht sind es, die uns antreiben, uns für Menschen auf der Flucht zu engagieren.“ Zum Abschluss seines Grußwortes rief Erzbischof Dr. Bentz dazu auf, sich weiterhin für eine menschliche und gerechte Gesellschaft einzusetzen: „Bleiben Sie Botschafterinnen und Botschafter der Hoffnung.“

Interreligiöser Dialog und Kirchenasyl

Neben den inhaltlichen Impulsen hatten die Teilnehmenden des Ehrenamtstages die Möglichkeit, zwei von insgesamt sechs Workshops zu besuchen. Die Themen reichten von Selbstfürsorge im Ehrenamt, dem Umgang mit Frusterfahrungen über den interreligiösen Dialog bis hin zu rechtlichen Fragen des Kirchenasyls.

Im Workshop zur Selbstfürsorge erfuhren die Teilnehmenden beispielsweise, wie sie mit einfachen Körperübungen Stress und Belastungen im Ehrenamt besser bewältigen können. Ein weiteres Angebot widmete sich der Auseinandersetzung mit Rassismus und den eigenen unbewussten Vorurteilen. Ein Workshop befasste sich mit dem Umgang mit Frust und Enttäuschungen im ehrenamtlichen Engagement. Ehrenamtliche berichteten von ihren Erfahrungen, wenn Erwartungen nicht erfüllt wurden. Gemeinsam wurden Wege gesucht, mit diesen Herausforderungen umzugehen und das eigene Rollenverständnis zu stärken. Auch das gemeinsame Engagement von Ehrenamtlichen und Geflüchteten wurde in den Mittelpunkt eines Workshops gerückt: So wurde am Beispiel des Projekts „Zu gut für die Tonne“ gezeigt, wie Lebensmittelverschwendung eingedämmt werden kann.

Einer der Höhepunkte des Tages war die musikalische Gestaltung am Vormittag durch Aeham Ahmad, der als „Pianist in den Trümmern“ bekannt wurde.

Das Gespräch von Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz und Diözesan-Caritasdirektor Ralf Nolte am Nachmittag beleuchtete zentrale Fragen der Flüchtlingshilfe, die aktuellen politischen Herausforderungen sowie die Rolle der Kirche in diesem Kontext: Nicht nur politisch, auch im Ehrenamt steht die Migration und die damit verbundene Flüchtlingshilfe weiter im Vordergrund. Die Gesprächspartner nahmen Stellung zum zunehmenden Problem des fehlenden Nachwuchses, der die „Staffelstabübergabe“ an die nächste / junge Generation ermöglicht. „Was können wir tun, um diesem Problem entgegenzuwirken?“, lautete die Frage einer Teilnehmenden an Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz und Diözesan-Caritasdirektor Ralf Nolte. „Junge Menschen stehen heutzutage vor vielen Herausforderungen und Sorgen“, erläuterte Ralf Nolte. Das erste Mittel, neue Engagierte zu finden, sei der persönliche Kontakt: „Ich muss zeigen, dass meine Arbeit sinnvoll ist, und dann sind junge Menschen auch bereit, ihren Beitrag zu leisten.“ Außerdem sei es sinnvoll, so der Diözesan-Caritasdirektor, Kooperationsmöglichkeiten zu suchen – in Schulen oder bei der Firmvorbereitung. „Auch die Young Caritas ist eine Anlaufstelle für junge Menschen, die Projekte in der Flüchtlingshilfe vorantreiben möchten“, erklärte Diözesan-Caritasdirektor Nolte.

Sechs Workshops luden über den Tag hinweg zur Auseinandersetzung mit Selbstfürsorge im Ehrenamt, Frusterfahrungen, interreligiösem Dialog und rechtlichen Fragen des Kirchenasyls ein.
Foto / Quelle: Isabella Maria Struck / Erzbistum Paderborn

Für Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz liegt die Herausforderung nicht allein im demografischen Wandel, sondern auch darin, dass sich das Verständnis der jungen Generation für gesellschaftliches Engagement verändert habe. „Wir müssen nüchtern davon ausgehen, dass das gesellschaftliche Engagement weiter zurückgehen wird. Deshalb ist es umso wichtiger, dass wir offen bleiben und uns nicht als ein Club aus Engagierten verstehen, der es anderen schwer macht, anzuknüpfen“, mahnte der Paderborner Erzbischof. „Zuversichtlich“ stimmt den Erzbischof von Paderborn der Blick auf das ehrenamtliche Engagement im Laufe der Jahrzehnte: „Wie war das denn vor 20 Jahren? Wie viel Neues ist seit dem Jahr 2015 mit der ‚Flüchtlingskrise‘ entstanden? Was hat diese Zeit für eine Blüte hervorgebracht? Sobald die Herausforderungen spürbar werden, sind Menschen auch ansprechbar für diese Themen.“ Ehrenamt sei immer eine Antwort von Menschen, die erkannt hätten, „hier braucht es mehr als das Normale“, erklärte Erzbischof Dr. Bentz.

Den Abschluss des Ehrenamtstags bildete ein multireligiöses Friedensgebet unter dem Motto „Frieden beginnt bei dir und mir“, das die Bedeutung von interkultureller und interreligiöser Verständigung unterstrich.

pdp

Hintergrund

Viele Männer und Frauen im Erzbistum Paderborn engagieren sich ehrenamtlich für geflüchtete Menschen. Unterstützung erhalten sie aus dem Flüchtlingsfonds des Erzbistums Paderborn, der 2024 bereits zehnjähriges Jubiläum feiern konnte. Aus dem Fonds können Kirchengemeinden und weitere Einrichtungen, die ehrenamtliche Hilfe für Flüchtlinge leisten, finanzielle Fördermittel beantragen. Die Nachfrage ist groß: Über 2.500 Anträge wurden mittlerweile an den Fonds gestellt, der mit 6,7 Millionen Euro ausgestattet ist. Mit den Fördergeldern des Flüchtlingsfonds ermöglicht das Erzbistum Paderborn zum Beispiel zahlreiche Sprachkurse. Weiterhin werden etwa Willkommenscafes finanziert, in denen Geflüchtete ganz praktische Alltagshilfe erhalten oder auch Unterstützung bei der Arbeitssuche oder bei Behördengängen.

0 Kommentare
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anschauen