Generalvikar Dr. Michael Bredeck (l.) und Generalvikar Thomas Dornseifer ordnen die kirchliche Jahresstatistik 2023 für das Erzbistum Paderborn ein: „Mit Kreativität und Engagement wird in unserem Erzbistum Paderborn bereits vielerorts möglich gemacht, was uns eine Kirche mit Zukunft sein lässt“, zeigen sich die beiden Generalvikare von Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz überzeugt.
Foto / Quelle: Besim Mazhiqi / Erzbistum Paderborn

Kirche mit Zukunft sein

Generalvikar Dr. Michael Bredeck und Generalvikar Thomas Dornseifer zur Kirchlichen Jahresstatistik 2023 für das Erzbistum Paderborn.

Paderborn

Anlässlich der am Donnerstag, 27. Juni 2024, bundesweit veröffentlichten kirchlichen Jahresstatistik für 2023 warnen Generalvikar Dr. Michael Bredeck und Generalvikar Thomas Dornseifer vor Resignation: „Wir dürfen die anhaltenden Um- und Abbrüche in unserer Kirche weder ignorieren, noch schönreden. Wir dürfen als Kirche in dieser gravierenden und schmerzhaften Transformation aber auch nicht nur Reagierende sein. Mit Kreativität und Engagement wird in unserem Erzbistum Paderborn bereits vielerorts möglich gemacht, was uns eine Kirche mit Zukunft sein lässt“, zeigen sich die beiden Generalvikare überzeugt.

Mit Blick auf die quantitative kirchliche Entwicklung im Jahr 2023 sei „die Versuchung zur Resignation auf den ersten Blick groß“, räumt Generalvikar Dr. Michael Bredeck ein. Auch wenn die Zahl der Kirchenaustritte im Vergleich zum Vorjahr rückläufig sei, liege sie weiterhin auf einem „dramatischen und erschütternden Niveau“. „Jede und jeder Einzelne zählt mit ihrer und seiner Taufberufung für uns als Kirche. Jede und jeder ist für uns wichtig. Wenn jemand die Kirche verlässt, bleibt eine Lücke. Das ist unser Selbstverständnis als Gemeinschaft aller Getauften“, erklärt Generalvikar Dr. Bredeck. „Deshalb tut nicht nur die Gesamtsumme von 21.667 Austritten weh, sondern jeder einzelne Mensch, für den die Kirche aus ganz individuellen Gründen keine Heimat mehr ist.“

„Eine wertvolle Erfahrung“ sei in diesem Zusammenhang das im Erzbistum Paderborn angesiedelte Projekt „Dialog mit Austrittswilligen und Ausgetretenen“, erläutert Generalvikar Dr. Bredeck weiter: „Hier waren wir zwei Jahre im Gespräch mit Menschen, die uns ihre Austrittsgründe genannt haben. Für diese Chance, zuzuhören und zu lernen, sind wir außerordentlich dankbar.“

Aufarbeitung hat oberste Priorität

Die Missbrauchskrise sei für viele Menschen ein Grund, um der Kirche den Rücken zu kehren, macht Generalvikar Thomas Dornseifer deutlich. „Auch wenn noch immer viel zu tun bleibt, ist das Erzbistum Paderborn in Sachen Aufarbeitung auf einem guten Weg. Der Betroffenenbeirat und die unabhängige Aufarbeitungskommission leisten dabei einen zentralen Beitrag, für den wir danken.“ Die von der Universität Paderborn erarbeiteten Missbrauchsstudien würden bald abgeschlossen und vorgestellt.

Die hohen Austrittszahlen stünden im Gesamtkontext eines gravierenden Transformationsprozesses, in dem sich die Kirche als institutionell verfasste Gemeinschaft befinde, ordnet Generalvikar Dornseifer weiter ein: „Religion und Glaube verlieren ihre gesellschaftliche Bindungskraft.“ Das habe Konsequenzen für das kirchliche Leben: „Viele Menschen vermissen in den Angeboten der Kirche oft die Relevanz und den Wert für das eigene Leben. Bedarf und Angebot entwickeln sich auseinander. Daraus folgt auch bei überzeugten Kirchenmitgliedern: Die Heimat Kirche wird fremd“, macht Prälat Dornseifer auf eine alarmierende Entwicklung aufmerksam.

Aufrichtig zuhören

Gerade weil Menschen sich von der Kirche abwenden, müsse Kirche als Glaubens-Gemeinschaft wieder neu lernen, zu überzeugen, so Generalvikar Dr. Michael Bredeck: „Die Fragen, die Menschen heute haben, bleiben in unserer komplexen Gesellschaft existentiell. Als Kirche haben wir ‚Lebens-Antworten‘. Dafür müssen wir glaubwürdig und aufrichtig zuhören, ganz im Sinne einer synodalen Kirche.“ In der aktuellen kirchlichen Situation gehe es vor allem um ein qualitatives Wachstum: „Menschen neu zu begeistern, geisterfüllte Formate und Wege zu finden, um Jesus und seine Frohe Botschaft als Kern unseres Christ- und Kirche-Seins zu vermitteln und so Menschen zu zeigen: Wir haben Wertvolles für euer Leben“, fasst Generalvikar Dr. Bredeck zusammen.

Das Labor E im Erzbistum Paderborn arbeitet und experimentiert in allen pastoralen Feldern, um Evangelisierung als DNA der Kirche wirksam zu machen. Im Labor E ist auch der Dialog mit austrittswilligen und aus der Kirche ausgetretenen Menschen angesiedelt. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es nur wenige, meist ältere und kirchenverbundene Menschen sind, die überhaupt Gesprächsbedarf haben. Die Mehrheit der Ausgetretenen ist eher jung und geht ohne große Zweifel“, erklärt Andrea Keinath, Leiterin des Labor E. Die meisten hätten bei einem Austritt nicht das Bedürfnis, mit jemandem von der Kirche darüber zu sprechen, beschreibt Keinath weiter: „Für die meisten sind Kirche, Glauben und Gott einfach irrelevant und der Missbrauch, die Kirchensteuer oder ein anderes Ärgernis geben Anlass zum schon länger erwogenen Austritt.“

Kirchenstatistk für das Erzbistum Paderborn

1.326.789 Menschen auf dem Gebiet des Erzbistums Paderborn sind mit Datum vom 31. Dezember 2023 Mitglied der Katholischen Kirche – das sind 38.128 Katholikinnen und Katholiken weniger als im Jahr 2022 (1.364.918 Mitglieder). Der hohe Rückgang der Kirchenmitglieder gründet unter anderem in demographischen Entwicklungen sowie Wanderungsbewegungen innerhalb der Bevölkerung. Kirchenaustritte sind zudem ein wichtiger Faktor: 21.667 Katholikinnen und Katholiken haben 2023 im Erzbistum Paderborn die Kirche verlassen. Das sind zwar 5.244 Menschen weniger als im Vorjahr, als 26.911 Personen aus der Kirche ausgetreten sind. Die Zahl von 2023 ist allerdings die zweithöchste in der Austrittsstatistik.

Kirchliche Statistik für das Erzbistum Paderborn 2023 (Stand 31. Dezember 2023)

Kirchenmitglieder

2022 – 1.364.918
2023 – 1.326.789

Kirchenaustritte

2022 – 26.911
2023 – 21.667

Taufen

2022 – 9.189
2023 – 7.590

Wiedereingliederungen

2022 – 164
2023 – 163

Übertritte

2022 – 83
2023 – 95

Erstkommunion

2022 – 9.790
2023 – 9.471

Trauungen

2022 – 2.134
2023 – 1.534

Firmung

2022 – 7.166
2023 – 4.895

Gottesdienstbesucher/-innen

2022 – 63.677 (4,7 Prozent)
2023 – 65.359 (4,9 Prozent)

Bestattungen

2022 – 16.684
2023 – 15.509

Priester

2022 – 780
2023 – 751

Priesterweihen

2022 – 3
2023 – 2

Ständige Diakone

2022 – 181
2023 – 174

Weihen Ständige Diakone

2022 – 5
2023 – keine

Gemeindereferenten/-innen und Gemeindeassistenten/-innen

2022 – 279
2023 – 264

Pastoralreferenten/-innen und Pastoralassistenten/-innen

2022 – 10
2023 – 18

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