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28.05.2024
Eine Mischung aus Gebeten, Gesang und persönlichen Gedanken bot der ökumenische Gottesdienst QueerGeliebt, den Anika Okunick und Martin Blume leiteten.
Foto / Quelle: Wolfgang Maas

Liebe – offen und ehrlich

Zum ersten Mal fand im Dortmunder Kreuzviertel der ökumenische Gottesdienst QueerGeliebt statt. Es ging um Toleranz, sich nicht verstecken zu müssen.

Dortmund

Die Kreuzkirche füllt sich schnell, vor allem mit jungen Menschen. Die Premiere des ökumenischen Gottesdienstes QueerGeliebt, zu dem die Katholische Hochschulgemeinde Dortmund (KHG), die junge kirche dortmund, der Evangelische Kirchenkreis und die Evangelische Jugend Dortmund einluden, zog ein vielfältiges Publikum an. Um den Altar hatte das Team bunte Lufballons gelegt, dahinter erleuchteten Strahler den Raum ebenso bunt.

„Ein geschützter Raum für alle“ solle der Gottesdienst sein, betonte der Pastor und Dekanatsjugendseelsorger Martin Blume. Denn QueerGeliebt gab auch die Möglichkeit, persönliche Statements vorzulesen. Daniela nutzte die Gelegenheit. Die heute 40-Jährige lebt mit ihrer Frau und drei Kindern zusammen. Sie versteckt sich nicht, doch das war nicht immer so. Während ihres Theologiestudiums durfte niemand wissen, wen sie liebt. Dann erlebte die getaufte Katholikin in der evangelischen Kirche, wie homosexuelle Paare sich eben nicht verstecken – und war begeistert. Sie fand, wie sie selbst schreibt, „eine neue Heimat“.

Regenbogenfahnen gab es nicht nur in der Kreuzkirche, sondern auch an der Fassade.
Foto / Quelle: Wolfgang Maas

Spiegelbild Gottes

Auch Judith teilte ihre Gedanken. „Gott sah, dass es gut war. Ich begreife nicht, wieso manche Menschen diesen sim­plen Satz nicht verstehen.“ „Es kann nicht Gottes Wille sein, auszugrenzen“, ist eine andere Teilnehmerin überzeugt. „Warum bin ich willkommen, mein Nächster aber nicht?“ Nur wegen der sexuellen Orientierung, ohne eine Person überhaupt zu kennen? Oder anders ausgedrückt: „Menschen sind das Spiegelbild deiner grenzenlosen Vorstellungskraft“, betete  Martin Blume. Dann gebe es eben nicht nur Mann und Frau, sondern zahlreiche Spielarten von dem, wie sich Menschen selbst verstehen.

Für Ruth war es ein Anliegen zu betonen, wie wichtig eine Community ist. Durch die sozialen Medien habe sie erfahren, dass es viele andere Menschen gibt, die wie sie denken. Und das ging auch schon früher, ganz analog. „Es ist beeindruckend, wie sich Frauen vor 30 oder 40 Jahren ohne Internet vernetzt haben“, sagt Ruth, die im Netzwerk katholischer Lesben aktiv ist. Buchläden seien damals Anlaufstellen gewesen, es wurden Leserbriefe an Autorinnen geschickt. So entstanden intensive Kontakte.

Die Teilnehmenden konnten zudem ihre eigenen Fürbitten notieren. Dabei dominierte die Sehnsucht nach weltweitem Frieden. „Mehr Selbstvertrauen für die Menschen“, wünschte sich jemand. Und auch gute Wünsche für verschiedene Paare waren zu lesen.

Fortsetzung möglich

Bei aller Ernsthaftigkeit bot QueerGeliebt aber auch die Möglichkeit für Spaßaktionen. In einer Ecke der Kirche durften die Teilnehmenden sich mal ausgiebig selbst loben. „Du bist ein Organisationstalent“ oder „Du bist sehr witzig“ war dort zu lesen.

Ob es eine Fortsetzung des ökumenischen Gottesdienstes QueerGeliebt in der Kreuzkirche geben wird, stehe laut Jasmin Laudano von der KHG noch nicht fest. „Dies ist erst einmal ein Versuch. Bei der evangelischen Kirche gab es bereits queere Gottesdienste, die gut besucht waren.“ Sie kann sich durchaus eine weitere Zusammenarbeit vorstellen.

Wolfgang Maas
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