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08.09.2024
Nach der Ankunft im Lager "Stalag 326 (VI K) Senne" erfolgte die Trennung der Kriegsgefangenen in Registrierte und Nichtregistrierte.
Foto / Quelle: LWL-Medienzentrum für Westfalen

LWL stimmt für Bau einer neuen Gedenkstätte

Der LWL wird sich an Bau und Betrieb einer neuen Gedenkstätte am ehemaligen Kriegsgefangenenlager „Stalag 326“ in Schloß Holte-Stukenbrock beteiligen.

Schloß Holte Stukenbrock

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) wird sich an Bau und Betrieb einer neuen Gedenkstätte am ehemaligen Kriegsgefangenenlager „Stalag 326“ in Schloß Holte-Stukenbrock (Kreis Gütersloh) beteiligen. Das haben die Abgeordneten im LWL-Kulturausschuss einstimmig in Bocholt empfohlen. Über das Gedenkstätten-Projekt am Ort des größten ehemaligen Lagers für sowjetische Kriegsgefangene im Zweiten Weltkrieg entscheidet im LWL endgültig sein Landschaftsausschuss am 24. September.

Der Beschluss sieht vor, dass der LWL sich an den Investitionskosten von 64 Millionen Euro mit zehn Millionen Euro beteiligt. Zum Betrieb will der LWL bis zu 2,43 Millionen jährlich beisteuern. Voraussetzung für beides seien die zugesagte Förderung des Bundes, die Beteiligung des Landes und der Kommunen vor Ort, die entsprechende Beschlüsse gefasst haben. Bis zur Eröffnung 2029 werde der LWL einen Vorlaufbetrieb organisieren und finanzieren.

Sichtbar im Alltag

„Der Totalitätsanspruch der NS-Diktatur wurde sichtbar in alltäglicher Ausgrenzung und Gewalt gegenüber Juden, gegen politisch Andersdenkende, gegen Menschen mit Behinderungen und gegen all jene, die nicht in die sogenannte ‚Volksgemeinschaft‘ passten“, sagte Dr. Georg Lunemann, der Direktor des LWL. „Der Terror wurde auf die Zivilbevölkerung in ganz Europa, vor allem auf die besetzten Gebiete sowie auf Millionen von Kriegsgefangene ausgedehnt. Dieses schreiende Unrecht nicht zu vergessen, ist eine wichtige Aufgabe, bei der sich der LWL einbringt.“

„Das lange Bohren dicker Bretter war erfolgreich“, fasste der Ausschussvorsitzende Michael Pavlicic die Diskussion um den Bau der neuen Gedenkstätte zusammen. Bedingt durch erhebliche Kostensteigerungen haben wir das Empfangsgebäude der Gedenkstätte deutlich verkleinert und Personal reduziert“, sagte LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger im Kulturausschuss. „Trotz finanzieller Einsparungen bleibt das Gesamtkonzept der Gedenkstätte aber unverändert. Die sogenannte Entlausungsbarracke, die Arrestbarracke und die Sozialwerkbarracke bilden neben dem Außengelände die Kernzonen der stark digital ausgerichteten Gedenkstätte.“

Absichtserklärung 

„Die nächsten Schritte seien eine Absichtserklärung aller Beteiligten („Letter of Intent“), der Förderantrag beim Bund, die Gründung einer Trägerstruktur, ein Architektenwettbewerb, die Verlagerung von Teilen des benachbarten Polizeiausbildungsinstitutes, die Besetzung von Stellen für den Vorlaufbetrieb und die Gründung begleitender Gremien.

Hintergrund

Stalag 326 („Stammlager“) war während des Zweiten Weltkrieges mit über 300.000 durchgeschleusten sowjetischen Kriegsgefangenen das größte Lager dieser Art im Deutschen Reich. Es war zentrale Drehscheibe für die „Versorgung“ mit Zwangsarbeitern auf Bauernhöfen und Fabriken in Westfalen und im Rheinland. Auf dem nahegelegenen Ehrenfriedhof sowjetischer Kriegsopfer sind tausende Tote begraben. Ab Anfang April 1945 internierte die US-Armee auf dem 400.000 Quadratmeter großen Gelände für kurze Zeit deutsche Kriegsgefangene. 1946/47 nutzten die Briten das Lager zur Internierung von ranghohen Nationalsozialisten und Kriegsverbrechern. Im Anschluss wurden in den Unterkünften Flüchtlinge und Vertriebene untergebracht. Seit 1970 befindet sich auf dem ehemaligen Lagergelände ein Polizeiausbildungsinstitut.

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