Marathon-Läuferin und Krankenhaus-Managerin
Foto-Ausstellung im Kloster Dalheim portraitiert 20 Ordensschwestern.
Die neue Studio-Ausstellung im LWL-Landesmuseum für Klosterkultur in Lichtenau-Dalheim würdigt das Leben und Schaffen von Ordensfrauen in Deutschland. Unter dem Titel „Charisma. Ordensfrauen heute“ führt die Ausstellung der Stiftung Kloster Dalheimbis zum 2. Februar Fotos von 20 Schwestern verschiedener Gemeinschaften zusammen.
Die Schau ist in der ehemaligen Klosterkirche, dem Herzstück des einstigen Augustiner-Chorherrenstifts Dalheim zu finden. Sie geht zurück auf ein Buchprojekt der Fotodesignerin und Publizistin Annet van der Voort, die Ordensfrauen unterschiedlicher Gemeinschaften in ganz Deutschland portraitierte und ihre Biografien nachzeichnete. Museumsdirektor Dr. Ingo Grabowsky sieht sein Haus als einen „Raum für Begegnungen“: „Viele Menschen fragen sich, warum Menschen in ein Kloster eintreten oder wie das Leben hinter Klostermauern aussieht.“ Die Ausstellung ermögliche einen „faszinierenden und facettenreichen Einblick in für Außenstehende meist verborgene spirituelle Welten“.
Einfühlsame Dokumentation
Die gezeigten Portraitaufnahmen und Begleittexte sind das Ergebnis intensiver Gespräche, die die Künstlerin Annet van der Voort von 2020 bis 2023 mit den Ordensschwestern über das Leben im Kloster geführt hat. Offen, unverstellt und sehr persönlich geben die Frauen Auskunft über sich selbst, ihr Leben, ihre Arbeit und ihren Glauben, so Grabowsky. Die „einfühlsame Dokumentation“ sei ein Herzensprojekt für die Künstlerin gewesen. Annet van der Voort: „Ordensfrauen haben eine weit zurückreichende Geschichte in Europa. Aber seit Jahrzehnten geht ihre Zahl hier drastisch zurück.“
2023 zählte die deutsche Ordenskonferenz bei den Frauenorden in Deutschland 297 Ordensgemeinschaften (Generalate, Provinzialate, Abteien und selbständige Einzelklöster) mit 10.211 Ordensfrauen, die in 923 klösterlichen Niederlassungen lebten. 1965 gab es noch 100.000 Ordensschwestern in Deutschland
Besucherinnen und Besucher begegnen in der Ausstellung Schwestern im Alter von 34 bis 99 Jahren. „So unterschiedlich wie die einzelnen Ordensgemeinschaften sind auch die Lebensgeschichten der Frauen“, berichtet van der Voort. Die Ausstellung erzählt von Schwester Anu (34), die im Alter von 15 Jahren in die 1969 in Indien gegründete Gemeinschaft „Dina Sevana Sabha“ (Dienerinnen der Armen) eintrat und seit 2009 in Deutschland lebt. Sie zeigt die Krankenschwester und Marathon-Läuferin Schwester Lucia Maria (64) von den Clemensschwestern in Münster. Van der Voort traf Schwester Catherine (76), die seit mehr als 55 Jahren als Dienerin des Heiligen Geistes von der ewigen Anbetung lebt. Als Oberin in den Vereinigten Staaten von Amerika kam sie vor einigen Jahren als „rosa Schwester“ ins westfälische Bad Driburg, wo sie heute die weltweite Ordensleitung berät.
Van der Voort suchte auch das Gespräch mit der Paderborner Schwester Katharina (58), Generaloberin der Barmherzigen Schwestern vom Heiligen. Vincenz von Paul und Managerin des Paderborner St.-Vincenz-Krankenhauses mit 2.200 Mitarbeitern. Dr. Helga Fabritius, wissenschaftliche Referentin und Kuratorin der Ausstellung: „Diese Schau erzählt die Geschichten starker Frauen und würdigt das vielfältige Engagement der Ordensschwestern. Und sie erinnert gleichzeitig auch an die Wurzeln des Klosterstandorts Dalheim.“ Die Geschichte des klösterlichen Lebens in Dalheim reicht bis ins 12. Jahrhundert zurück. Damals waren es Ordensschwestern, die die Geschicke des Klosters lenkten. Erst im 15. Jahrhundert kamen die Augustiner-Chorherren nach Dalheim.
Zur Sache
Die Studio-Ausstellung „Charisma. Ordensfrauen heute“ ist noch bis zum 2. Februar 2025 zu sehen. Die Ausstellung ist ein Beitrag zur Veranstaltungsreihe »finde dein Licht« der Arbeitsgemeinschaft Klosterlandschaft Westfalen-Lippe mit der der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) ein starkes Zeichen für die Vielfältigkeit und Lebendigkeit der zahlreichen regionalen Klöster unterschiedlicher Nutzung setzen möchte.