Will Kontakte zu und unter den Menschen in der Nordstadt knüpfen: Michael Mönig vom Team der BVB-­Gründerkirche.
Foto / Quelle: Wolfgang Maas

Menschen und Kulturen verbinden

Gemeinsame Werte leben und diese vermitteln – für Michael Mönig sind das die Hauptziele der BVB-­Gründerkirche. Der Sozialarbeiter gehört seit Anfang Mai zum Team und sieht viel Potenzial in der Dortmunder Nordstadt.

Interview: Wolfgang Maas

Was ist Ihre Motivation, bei der BVB-­Gründerkirche mitzuarbeiten?

Meine Motivation ist zum einen mein Bezug zu Borussia Dortmund, meine Arbeit, die ich seit circa drei Jahren für das BVB-­Lernzentrum mache, und zum anderen, dass ich seit knapp 20 Jahren meine Dauerkarte habe. Seit ich denken kann, bin ich BVB-­Fan. Über meine aktive Zeit als BVB-­Fan bin ich zum Lernzentrum gekommen. Ich arbeite sehr gerne mit jungen und erwachsenen Menschen und habe mich immer gefragt: Wie kann ich meine persönlichen Interessen und Stärken mit Borussia Dortmund verbinden und Menschen erreichen, um eine positive Entwicklung innerhalb der Gesellschaft stattfinden zu lassen?

Und gab es Anknüpfungspunkte?

Ich lernte Johannes Böing, den Leiter des BVB-­Lernzentrums, kennen. Ich habe angefangen in dem Projekt „Meine Stadt – mein Verein“ zu arbeiten, wo es darum geht, junge, geflüchtete Menschen in Dortmund an kulturelle Einrichtungen anzubinden. Später bin ich in das Alltagsgeschäft des Lernzentrums reingekommen und habe präventive politische Bildungsarbeit in Form von Workshops für Schulklassen aus ganz NRW gegeben.

Es geht um Integration mithilfe von Fußball?

Absolut! Wir nutzen die Strahlkraft von Borussia Dortmund, um die Kinder und Jugendlichen ins Stadion zu holen, wo dann unter anderem Workshops zum Thema Rassismus, Diskriminierung und Zivilcourage angeboten werden. Wir kooperieren aber auch mit externen Vereinen zusammen wie zum Beispiel dem ZWEITZEUGEN e. V., wo ich auch ehrenamtlich tätig bin.

Gehört auch Extremismus zu diesem Themenkomplex?

Extremismus gehört auf jeden Fall dazu! Wir haben in Dortmund leider das sehr präsente Thema mit dem sogenannten Nazi-­Kiez in Dorstfeld an der Thusnelda- und Emscherstraße. So was wird natürlich auch aufgegriffen, um aufzuklären. Wir stehen für demokratische Grundwerte, welche wir an die Kinder und Jugendlichen vermitteln wollen. Dies geschieht unter Anwendung verschiedenster Methoden, welche sich über Jahre hinweg etabliert und gefestigt haben.

Wie kamen Sie dann zur BVB-­Gründerkirche?

Über Johannes Böing habe ich die Stellenausschreibung bekommen. Ich dachte mir: Das ist der nächste Schritt! Es ist für mich ein großes Privileg, in der BVB-­Gründerkirche als Sozialarbeiter arbeiten zu dürfen.

Wie weit sind Sie mit der konkreten Planung von Projekten? Ist das ein Prozess, der fließt?

Ich habe am 1. Mai angefangen für das Erzbistum Paderborn und dem damit verbundenen Projekt BVB-­Gründerkirche zu arbeiten. Im Vorfeld gab es mehrere sogenannte Spinnertreffen. Dort wurden viele Ideen zusammengetragen.

Spinnertreffen im Sinne von herumspinnen, von um die Ecke denken?

Nein, im Sinne von Fäden spinnen, wie eine Spinne, die ein Netz und Verbindungen erstellt. Ideen kommen so zusammen. Im Prinzip wie eine Art Mindmap. So war jedenfalls meine Assoziation.

Geht es auch darum, mehr ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter etwa für Führungen durch die Gründerkirche zu gewinnen?

Ja, genau! Wir haben schon bestehende Kooperationspartner in der Nordstadt und aus dem Borsigplatz-­Viertel akquirieren können und durch meine Einstellung sind noch mal neue Kooperationspartner aus Dortmund hinzugekommen. Das Ziel ist es, dass die zukünftigen Projekte von ehrenamtlichen ­Mitarbeiter­*­innen mitgetragen werden. Wir möchten die Menschen dafür gezielt ausbilden, sodass die Projekte optimal angeleitet und umgesetzt werden können.

Die Arbeit soll also auf mehrere Schultern verteilt werden.

Genau, wir haben eine sehr große Vielfalt in der Nordstadt und bei uns im Borsigplatz-­Viertel. Hier leben Menschen aus 180 Nationen zusammen! Durch gezielte Projekte können wir unterschiedlichste Menschen ansprechen, welche eine Authentizität mitbringen, welche für die jeweiligen Projekte von großer Bedeutung sind, um diese mit Leben füllen zu können.

Die eigenen Wurzeln haben Einfluss darauf, wie jemand andere Menschen anspricht. Ist das ein Vorteil für Ihre Arbeit?

Absolut, da die Menschen innerhalb ihrer Peer-­Group anders miteinander kommunizieren. Es ist wichtig, dass innerhalb der Gruppen Werbung über Mund zu Mund stattfindet innerhalb des Viertels. Selbstverständlich machen wir auch Social Media, dennoch glaube ich, dass sich vieles innerhalb der Nordstadt rumsprechen wird, sodass immer mehr Menschen unsere Projekte mitgestalten und unterstützen wollen. Dazu kommen noch unsere Kooperationspartner, welche natürlich auch auf uns verweisen werden und umgekehrt.

Stimmen die Werte, für die der Verein steht, mit denen der katholischen Kirche überein?

Der BVB steht für Vielfältigkeit, Toleranz und stellt sich gegen Rassismus, gegen Diskriminierung, Antisemitismus und ist weltoffen! So weit ich es verstanden habe, sind das Werte, die auch das Erzbistum Paderborn mit seinem Zukunftsbild teilt – aber ich bin kein Theologe. Aus dem Projekt habe ich den Konsens von zwei starken Partnern verstanden – für die Menschen. Auch wir haben die Möglichkeit und Verantwortung, über zukünftige Projekte Werte zu vermitteln, die enorm wichtig sind, gerade für junge Menschen in der heutigen Gesellschaft.

Da hat die Borussia den Vorteil, dass ihr Image ein besseres ist. Die katholische Kirche hat etwa durch die Missbrauchsfälle an Ansehen verloren.

Ich denke, dass es viele gemeinsame Werte zwischen Borussia Dortmund und der katholischen Kirche gibt. Wir haben durch das Projekt die Möglichkeit, Dinge positiv zu verändern und Teil einer Entwicklung zu sein, welche wir nutzen sollten und auch werden.

Monsignore Dr. Michael Bredeck betonte, die Kirche wolle dorthin gehen, wo die Menschen sind. Im Stadion sind sehr viele Menschen …

Genau, im Stadion sind sehr viele Menschen, genauso wie in der Nordstadt, welcher der dicht besiedelte Stadtteil von Dortmund ist. Hier treffen, wie im Stadion, viele Menschen unterschiedlicher Herkunft, unterschiedlicher Kulturen und Religionen aufeinander, was es so spannend macht. Und durch das Projekt BVB-­Gründerkirche haben wir die Möglichkeit, diese Menschen zusammenzubringen.

Hatten Sie denn bisher Anknüpfungspunkte an die Kirche oder ist das eine komplett neue Erfahrung für Sie?

Ich komme aus einer zu Teilen katholischen Familie und habe als Kind mit meiner Oma ab und zu den katholischen Gottesdienst besucht. Für mich ist es also keine neue Erfahrung.

Zur Person

Michael Mönig (30) wohnt in der Dortmunder Nordstadt und studiert derzeit Soziale Arbeit mit dem Schwerpunkt Migration und Integration an der Fachhochschule Dortmund. Nach seinem schulischen Werdegang hat er in verschiedensten sozialen Bereichen, wie dem schulintegrativen Dienst, der individuellen pädagogischen Behindertenhilfe oder als Streetworker innerhalb der Nordstadt gearbeitet.

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