Miteinander und Präsenz
Ordenstag im Erzbistum Paderborn: 130 Ordens-Christen aus 27 verschiedenen Gemeinschaften beraten mit Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz Wege des Miteinanders.
Wie kann das „Miteinander“ von Ordensgemeinschaften und Bistumsleitung mit den Einrichtungen des Erzbistums aussehen? Wie lässt sich die gemeinsame Sorge um die Menschen umschreiben? Im Fokus des diesjährigen Ordenstags standen der Austausch der insgesamt 48 Ordensgemeinschaften, Kongregationen, Säkularinstitute und Gesellschaften des apostolischen Lebens im Erzbistum Paderborn mit Paderborns Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz: 130 Ordensfrauen und Ordensmänner, Frauen und Männer des geweihten Lebens, aus 27 verschiedenen im Erzbistum ansässigen Gemeinschaften folgten am Samstag, 14. September 2024, der Einladung der Paderborner Ordenskonferenz (POK) und des Erzbistums Paderborn ins Haus Maria Immaculata. Mit dem Paderborner Erzbischof Dr. Bentz und Weihbischof Matthias König als zuständigem Bischofsvikar im Erzbistum feierten die Ordens-Christen Gottesdienst, vergewisserten sich in einem Podiumsgespräch über gemeinsame Anliegen und Aufgaben, nutzten am Nachmittag verschiedene Angebote der Begegnung und Vertiefung.
Der christliche Glaube lebe von der lebendigen Beziehung zu Jesus Christus, bekräftigte Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz in seiner Predigt. Christus gebe es allerdings „nicht ohne das Kreuz“: „Schauen wir auf Christus, sehen wir – nicht nur, aber immer auch – den Gekreuzigten.“ Wer auf das Kreuz Jesu schaue und den Gekreuzigten wahrnehme, sehe die „Gewalttätigkeit des Menschen“ und erkenne so etwas vom Menschen, er sehe aber auch die „Gewaltlosigkeit Gottes“ und erkenne etwas von Gott, vertiefte Erzbischof Dr. Bentz. „Das Kreuz zeigt die Gewalttätigkeit des Menschen und die Gewaltfreiheit Gottes!“
Auf das Kreuz Jesu schauen
Wer auf das Kreuz Jesu schaue und Christus als den Gekreuzigten erkenne, erfahre und wisse, dass er gemeinsam mit anderen Menschen schaue, erklärte Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz weiter. „Wenn wir auf den Gekreuzigten schauen, erkennen wir nicht nur uns persönlich, sondern wir erkennen zugleich die vielen anderen Menschen, die Leidenden und Geschundenen.“ Der Gekreuzigte sei das „Spiegelbild“ der Leidenden, Suchenden und Alleingelassenen. Erzbischof Dr. Bentz rief dazu auf, im Schauen auf den Gekreuzigten „die vielen Menschen, die Leidenden und Leidgeplagten im Blick zu haben“. Gerade im Charisma der Ordens-Christen liege „die Sensibilität für den geschundenen Menschen“, den Menschen im Leiden, im Suchen, in der Orientierungslosigkeit.
Im Kreuz sei auch die Gewaltlosigkeit und Gewaltfreiheit Gottes erkennbar, hob der Paderborner Erzbischof weiter hervor. „Jesus breitet die Arme aus!“ Somit seien am Kreuz sowohl die „Leidenschaft Gottes für den Menschen“ als auch die „Leidenschaft des Menschen für Gott“ zu erkennen. Die von Ordens-Christen gelebten „Evangelischen Räte“ – Armut, Gehorsam, Ehelosigkeit – seien Zeichen der Leidenschaft des Menschen für Gott, so wie das Kreuz Zeichen der Leidenschaft Gottes für den Menschen sei. „Sollten wir nicht solche sein, die durch ihr Gebet den Menschen in seinem Leid, in seiner Sehnsucht nach Liebe und Heil zu Christus tragen?“, fragte Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz zum Abschluss seiner Predigt.
In einem Podiumsgespräch in der Mutterhauskirche der Mallinckrodt-Schwestern tauschten sich Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz und die Vorstandmitglieder der Paderborner Ordenskonferenz – Pallottiner-Pater Siegfried Modenbach (Vorsitzender der POK), Schwester Theresita Maria Müller (Schwestern der Heiligen Maria Magdalena Postel, Bestwig), Schwester Lioba Dellian OSB (Benediktinerinnenabtei Varensell), Schwester Roslit Thekkel (Vertreterin der indischen Schwestern im Erzbistum Paderborn; Mitglied der Gemeinschaft Society of Kristu Dasis) – mit den anwesenden Ordens-Christen über Möglichkeiten eines Miteinanders der Orden und des Erzbistums aus.
Angesichts „alternder Ordens-Gemeinschaften“, weniger und älter werdender Ordens-Christen, der Herausforderung, dass es immer weniger Ordensnachwuchs gebe, sei ein gemeinsames Ringen von Orden und Erzbistum zu erkennen um die Frage, wohin die Kirche von Gott heute geführt werde, erklärte Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz. Er sehe die Orden im Erzbistum Paderborn nicht als Solisten. „Wir sind mit einer gemeinsamen Hoffnung unterwegs“, betonte Erzbischof Dr. Bentz. Es sei sein Anliegen, dass das Miteinander, das Gemeinsame und Verbindende, betont und „stark gemacht“ werde, ohne dabei das Eigene aufzugeben. „Mir ist wichtig, dass das je eigene Profil und Charisma gelebt wird, zugleich das Gemeinsame und Verbindende stark gemacht wird.“ Der Paderborner Erzbischof rief zu Austausch und Miteinander auf – auf dem Weg als einzelne Ordensgemeinschaft, als Weggemeinschaft der Orden sowie als Weggemeinschaft von Orden und Erzbistum. „Es ist wichtig zu spüren: Wir sind miteinander, wir sind gemeinsam unterwegs – als Orden, als Gemeinschaft der Orden, als Orden und Erzbistum“, hob Erzbischof Dr. Bentz hervor.
Präsenz der Orden
„Ich habe die Hoffnung an die Orden, dass sie sich mit dem, was sie ausmacht, im Erzbistum Paderborn einbringen und hier präsent sind“, antwortete Erzbischof Dr. Bentz auf die Frage von Ordens-Christen, welche Erwartungen er als Erzbischof an die im Erzbistum ansässigen Orden habe. „Das Charisma eines Ordens soll weitergehen, präsent und sichtbar sein.“ „Im Miteinander von Orden und Erzbistum ist es mir wichtig, dass wir einander wahrnehmen, unser Miteinander stärken und die Orden inhaltliche und gestalterische Präsenz zeigen.“ Orden seien wichtige geistliche Orte, an denen Menschen einkehren und Kraft tanken – „das soll weiterhin so sein!“, unterstrich Erzbischof Dr. Bentz. Dazu gehöre auch, das „Ursprungs-Charisma“ der einzelnen Orden und Gemeinschaften ins Heute zu übersetzen, in die Gegenwart zu transformieren, erläuterte der Paderborner Erzbischof. Christ-Sein und Kirche seien heute durch Unterschiedlichkeit und Vielfalt gekennzeichnet, das Verbindende und Gemeinsame müsse entdeckt und gelebt werden, um so die Frage zu beantworten: Wohin sendet und stellt uns Gott heute, in unserer Zeit und in unserer Wirklichkeit?
Am Nachmittag konnten die Teilnehmenden zwischen verschiedenen Informations-, Begegnungs- und Vertiefungsangeboten wählen. Schwester Christhild Neuheuser SCC stellte die aktuelle Arbeit der Kongregation der Schwestern der Christlichen Liebe unter dem Titel „Pauline von Mallinckrodt – heute“ vor. Schwester Ines Schmiegel SCC und Schwester Clara Schmiegel SCC begleiteten Interessierte auf einem Weg „Auf den Spuren von Pauline in Paderborn“ und informierten dabei über die Gründerin der Mallinckrodt-Schwestern, die vor 175 Jahren die Kongregation gegründet hatte. In einer eigenen Gesprächsrunde wurden Veränderungen im Ordensleben nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil sowie deren Auswirkungen auf den Alltag der Ordensleute heute reflektiert. Ordenschristen besuchten das Paderborner Gasthaus PaderMahlZeit, in dem Obdachlose und Bedürftige unterstützt werden, beispielsweise durch kostenlose Mahlzeiten. Ein Bibliolog zum Thema „Blind sein – sehend werden“ brachte den teilnehmenden Ordensleuten die biblische Erzählung vom blinden Bartimäus näher.
Ein Vesper-Gottesdienst in der Kirche des Mutterhauses der Mallinckrodt-Schwestern rundete den Ordenstag 2024 ab. Zur Erinnerung und Stärkung erhielten die Teilnehmenden eine Herz-Grafik mit dem Aufruf der seligen Mutter Pauline von Mallinckrodt „Ein großes Herz und nichts als Liebe darin.“
Paderborner Ordenskonferenz
Zum Ordenstag laden die Paderborner Ordenskonferenz (POK) und das Erzbistum Paderborn jährlich ein. Die POK berät und fördert die einzelnen Gemeinschaften in Fragen des Ordenslebens und im Blick auf ihre seelsorglichen, missionarischen, pädagogischen und sozial-caritativen Tätigkeiten. Ebenso fördert die POK die Zusammenarbeit der Institute des geweihten Lebens und der Gesellschaften des apostolischen Lebens mit der Leitung der Erzdiözese Paderborn und entsendet Mitglieder in den Priester- und Diözesanpastoralrat des Erzbistums. Die Ordens-Christen nutzen die Paderborner Ordenskonferenz, um gemeinsame Anliegen zu behandeln und eine Abstimmung und Zusammenarbeit mit kirchlichen, staatlichen und zivilen Stellen zu ermöglichen. Im Erzbistum Paderborn leben aktuell 772 Ordensfrauen. Sie sind an 70 verschiedenen Standorten präsent und wirken in unterschiedlichen Bereichen. Von den 772 Ordensfrauen kommen rund 100 aus Indien, diese gehören 11 verschiedenen Kongregationen an. 118 Ordensmänner leben an insgesamt 21 verschiedenen Standorten im Erzbistum Paderborn.