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15.01.2025
Die deutschen Bischöfe haben ein Dokument zur Altenpflege veröffentlicht.
Foto / Quelle: Pixabay

„Mitsorgend bei den Menschen sein“

Die Deutsche Bischofskonferenz veröffentlicht ein Dokument zur AltenPflegePastoral.

Bonn

Angesichts der Herausforderungen einer immer älterwerdenden Gesellschaft und der damit verbundenen Fragen von Pflege und Seelsorge hat die Deutsche Bischofskonferenz das Dokument „Mitsorgend bei den Menschen sein – AltenPflege­Pastoral als Antwort auf die Herausforderungen einer älterwer­denden Gesellschaft“ veröffentlicht. Dabei handelt es sich um einen Text der Pastoralkommission der Deutschen Bischofskonferenz, der in einem Online-Pressegespräch vorgestellt wurde.

Die Kirche reagiert damit auf die Berechnungen des statistischen Bundesamts, wonach die Zahl der Pflegebedürftigen bis zum Jahr 2030 um etwa 50 Prozent steigen wird. Eine zweite Entwicklung, die mit dem demografischen Wandel zusammenhängt, ist der zunehmende Fachkräftemangel. Dies trifft besonders für die Pflegeberufe zu. Auch auf diese Situation geht das neue Dokument ein, indem die Bischöfe Entwicklungslinien in den Blick nehmen und auf der Basis des Seelsorgeverständnisses der Kirche konzeptionelle Überlegungen für das spezielle Seelsorgefeld der AltenPflegePastoral formulieren. Ihnen geht es dabei um alle Menschen, die im Bereich der Altenpflege anzutreffen sind: die Pflegebedürftigen selbst, ihre Familie, den Freundeskreis und die Pflegenden. Daher wird der neue Begriff der AltenPflegePastoral vorgeschlagen. Mit ihr können im Sinne einer sozialräumlichen Pastoral neue Orte und Modelle entstehen.

Das vierte Lebensalter

Bischof Dr. Peter Kohlgraf (Mainz), Vorsitzender der Pastoralkommission der Deutschen Bischofskonferenz, hob im Pressegespräch hervor: „Das sogenannte vierte Lebensalter ist charakterisiert durch eine deutliche Zunahme an Verletzlichkeit und Fragilität. Erkrankungen nehmen zu und ein steigendes Risiko von Abhängigkeit und Pflegebedürftigkeit prägt diese Phase. … Diese Lebensphase zu begleiten, die Lebensweisheit hochaltriger Menschen zu entdecken und ihr Lebenswerk anzuerkennen, aber auch Ängste zu nehmen und Einsamkeit zu durchbrechen, sind Ziele und Aufgaben einer AltenPflegePastoral.“ Es sei ein besonderes Anliegen der Kirche, gerade vulnerable Gruppen in den Fokus zu nehmen, sie seelsorglich zu begleiten und anwaltschaftlich für sie einzustehen. „Wir wollen bei den Menschen sein und sie auch dann begleiten, wenn das Leben schwer wird und sich existenzielle Nöte verdichten“, so Bischof Kohlgraf.

Innerhalb der Pastoralkommission ist der emeritierte Weihbischof in Würzburg, Ulrich Boom, für die Seniorenpastoral zuständig. Er betonte: „Mit Blick auf die Lebensräume der betroffenen Menschen halten wir es für wichtig, den Fokus der Altenheimseelsorge auf den Sozialraum hin zu weiten. Daher schlagen wir eine zielführendere Begrifflichkeit vor: die der AltenPflegePastoral, die sich als Teilbereich der Seniorenpastoral versteht.“ Dabei erinnerte Weihbischof Boom auch an die Erfahrungen aus der Pandemie: „Gerade dort, wo Seelsorgerinnen und Seelsorger bereits vor der Pandemie als verlässliche Partner wirkten, waren sie – auch in der Sorge um das Personal der Einrichtungen und der ambulanten Dienste – gefragt wie selten zuvor.“

Im ländlichen Raum

Im Pressegespräch haben auch zwei der Expertinnen das Wort ergriffen, die an der Erstellung des Dokumentes beteiligt waren. Dr. Maria Kotulek, Fachreferentin für Demenz im Erzbischöflichen Ordinariat München und Freising, sagte: „Ein Kollege im ländlichen Raum fährt einmal im Monat mit der Pflegekraft der Caritas bei ihrer Sonntagstour von Haus zu Haus mit. Bei der Autofahrt ist Zeit für ein Gespräch mit der Pflegekraft und bei den Menschen zu Hause kommt er in Kontakt mit den pflegebedürftigen Senioren und deren Angehörigen. So trifft er auf Menschen, die sich in herausfordernden Situationen befinden.“

Die im Limburger Ordinariat tätige Fachreferentin für das 3./4. Lebensalter, Dr. Sonja Sailer-Pfister, berichtete ebenfalls aus der praktischen Erfahrung auf diesem Feld: „Im Bistum Limburg startet … der zweite Ausbildungskurs für seelsorgliche Begleiterinnen und Begleiter in der stationären und ambulanten Altenhilfe und Hospizarbeit. … Ziel dieser Qualifikation ist, die Teilnehmenden für die religiösen und spirituellen Bedürfnisse der zu Begleitenden und deren An- und Zugehörigen zu sensibilisieren, Grundkenntnisse zur christlichen Seelsorge zu vertiefen und fachliche, methodische, soziale und spirituelle Kompetenzen zu vermitteln. Dadurch leisten seelsorgliche Begleiterinnen und Begleiter einen grundlegenden Beitrag zu einer christlichen Unternehmenskultur.“

Hintergrund

Die Statements von Bischof Dr. Peter Kohlgraf, Weihbischof em. Ulrich Boom, Dr. Maria Kotulek und Dr. Sonja Sailer-Pfister finden Sie als PDF-Dateien im Anhang sowie unter www.dbk.de.

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