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04.04.2025
Die Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats des Paderborner Johann-Adam-Möhler-Instituts für Ökumenik haben in der diesjährigen Tagung das Dokument „Der Bischof von Rom“ aus verschiedenen Blickwinkeln diskutiert.
Foto / Quelle: Isabella Maria Struck / Erzbistum Paderborn

Ökumenische Perspektiven auf das Papstamt

Wissenschaftlicher Beirat des Johann-Adam-Möhler-Instituts für Ökumenik tagt in Paderborn / Kurt Kardinal Koch führt in das Vatikanische Dokument „Der Bischof von Rom“ ein.

Paderborn

Unter dem Vorsitz von Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz, Präsident des Johann-Adam-Möhler-Instituts für Ökumenik, ist der Wissenschaftliche Beirat des vom Erzbistum Paderborn getragenen Ökumene-Instituts am 2. und 3. April 2025 in Paderborn zusammengekommen. Die diesjährige Tagung stand im Zeichen intensiver theologischer Debatten rund um das neue Studiendokument des Dikasteriums zur Förderung der Einheit der Christen „Der Bischof von Rom. Primat und Synodalität in den ökumenischen Dialogen“. Als Ehrengast war Kurt Kardinal Koch, Präfekt des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, aus dem Vatikan nach Paderborn gereist. Er führte in das von ihm veröffentlichte vatikanische Dokument ein und verdeutlichte dessen Relevanz für die ökumenische Weiterentwicklung des Papstamtes.

Erzbischof Dr. Bentz würdigte die langjährige Verbundenheit von Kurienkardinal Koch mit dem Johann-Möhler-Institut und verband seine Begrüßung mit persönlichen Worten: „Ich freue mich ganz besonders, dass ich in diesem Jahr den Präfekten des Dikasteriums für die Förderung der Einheit der Christen, Herrn Kurt Kardinal Koch, in unserer Mitte begrüßen kann.“

Ein Jahr der ökumenischen Jubiläen

In seiner Eröffnungsansprache betonte Erzbischof Bentz die Bedeutung des ökumenischen Gesprächs in einer Zeit tiefgreifender gesellschaftlicher Umbrüche: „Auf der einen Seite beschäftigen uns die massiven politischen und gesellschaftlichen Verwerfungen, die das, was uns bisher als tragender Konsens des Westens galt, zu zerstören drohen. Auf der anderen Seite ist das Jahr 2025 ein Jahr der ökumenischen Jubiläen.“ Das 1.700-jährige Jubiläum des Konzils von Nizäa stehe dabei für den gemeinsamen Glauben der Kirchen, der neu ins Bewusstsein gerufen werden müsse. „Meine Hoffnung ist, dass dieses Gedenken uns den gemeinsamen christlichen Glauben tiefer bewusst macht und uns hilft, ihn in unserer Gesellschaft neu auszudrücken und zu leben.“

Das zweite ökumenische Gedenken sei das an die erste Glaubenstaufe im Jahr 1525 in Zürich. Dieses historische Ereignis, so Erzbischof Bentz, trete zwar in der öffentlichen Wahrnehmung oft hinter dem Jubiläum des Konzils von Nizäa zurück. Dennoch sei es aus ökumenischer Sicht von großer Bedeutung: „Es sollte uns zum einen an die Rolle der täuferischen Kirchen in der Geschichte der Kirchen und konkret der Ökumene erinnern und ihren Beitrag würdigen.“ Die Taufe – so betonte der Erzbischof – müsse „als das erste und grundlegende Sakrament unseres Christseins“ neu in den Blick genommen werden.

Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz freute sich besonders über die Teilnahme von Kurt Kardinal Koch, der das Dokument „Der Bischof von Rom“ veröffentlicht hatte.
Foto / Quelle: Isabella Maria Struck / Erzbistum Paderborn

„Der Bischof von Rom“

Mit der Einführung in das Dokument „Der Bischof von Rom“ eröffnete Kurt Kardinal Koch den Anwesenden bereits zu Beginn der Tagung einen Zugang zum thematischen Schwerpunkt der diesjährigen Zusammenkunft. Kern des vatikanischen Dokuments ist die Unterscheidung des Papstamtes als „weltweiter Hirte“ von seiner Rolle als Bischof von Rom. Das Dokument lege einen verstärkten Fokus auf Synodalität und auf mehr Begegnung von Patriarchen und Kirchenleitungen. Zudem fordere es eine Neudeutung und Neuformulierung über den Primat des Papstes unter Berücksichtigung der historischen Umstände und der Weiterentwicklung der Lehre insbesondere durch das Zweite Vatikanische Konzil.

Faszination des Papstamtes

Mit theologischen Impulsen zur Frage des Primats aus lutherischer, anglikanischer und orthodoxer Sicht wurde das Dokument „Der Bischof von Rom“ im Verlauf der zweitägigen Tagung inhaltlich breit diskutiert.

Zu den weiteren Referierenden zählten dabei Pater Dr. Augustinus Sander OSB, Rev. Dr. Anne Burghardt (Generalsekretärin des Lutherischen Weltbund, Genf), Dr. Christopher Wells (Director of Unity, Faith and Order, London – Anglikanische Gemeinschaft) sowie Dr. Dr. Anargyros Anapliotis (Orthodoxe Theologie, München).

Prof. Dr. Christian Stoll, Leitender Direktor des Möhler-Instituts, zog am Ende der diesjährigen Tagung des Wissenschaftlichen Beirats ein zuversichtliches Fazit: „Unsere Tagung hat gezeigt, dass das Papstamt heute auch auf lutherische, anglikanische und orthodoxe Kirchen eine Faszination ausübt. Das jüngste Dokument des Einheitsdikasteriums ‚Der Bischof von Rom‘ kommt diesen Kirchen weit entgegen. Der römisch-katholischen Kirche gibt es theologische und kirchenrechtliche Hausaufgaben auf, die die Ausübung des päpstlichen Primates betreffen. Hier ist weitere Arbeit notwendig.“

pdp

Primat (lat. „Vorrang, Vorzug“)

In der katholischen Kirche bezeichnet der Begriff die besondere Vorrangstellung des Papstes. Er ist Bischof von Rom und gleichzeitig Nachfolger des Apostels Petrus. Damit hat er die höchste und umfassende Leitungsgewalt über die gesamte Kirche – weltweit und in jedem einzelnen Bistum. Dieses Verständnis vom päpstlichen Primat wurde im Ersten Vatikanischen Konzil (1869–1870) feierlich als Glaubenslehre (Dogma) verkündet.

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