3 Min.
05.03.2025
Pssst: Kulturvermittlerin Dr. Christiane Wabinksi und Museumsleiter Ingo Grabowsky laden dazu ein, am Tag des Schweigens auf Worte zu verzichten.
Foto / Quelle: LWL/Alexandra Buterus

Ohne Worte

Kloster Dalheim läutet Fastenzeit mit Schweige-Challenge ein.

Lichtenau-Dalheim

Genug gehört und alles gesagt? Dann ist es Zeit für einen Besuch im LWL-Landesmuseum für Klosterkultur in Lichtenau-Dalheim. Wer am Tag des Schweigens am kommenden Sonntag (9.3.) die Klausur des ehemaligen Klosters Dalheim (Kreis Paderborn) betritt, macht es wie die Dalheimer Ordensleute im Mittelalter und spart sich jedes Wort.

Zum Beginn der Fastenzeit lässt die Stiftung Kloster Dalheim die klösterliche Tradition des Schweigens wieder aufleben: Mehr als 20 Stationen laden die Museumsgäste zur „Schweige-Challenge“ ein. Sie reichen vom „stillen Chillen“ in der Klosterkirche über einen kleinen japanischen Zen-Garten zum Mitgestalten bis hin zum Balance-Brett im Miniatur- und Großformat. Auch das Klosterwirtshaus macht mit: Hier gibt es die Möglichkeit, im Stillen zu speisen.

Lebensgefühl der Dalheimer Ordensleute

Die Veranstaltung der Stiftung Kloster Dalheim, LWL-Landesmuseum für Klosterkultur baut auf die preisgekrönte Dauerausstellung in der mittelalterlichen Klausur des Klosters Dalheim auf, die den Alltag der Ordensleute in den Mittelpunkt rückt. „Der Tag des Schweigens geht noch einen Schritt weiter und lässt das Lebensgefühl der Dalheimer Ordensleute hinter die Klostermauern zurückkehren“, ist Museumsdirektor Dr. Ingo Grabowsky überzeugt: „Was bis heute in vielen Klöstern Realität ist, dürfen die Museumsgäste hier im Selbstversuch ausprobieren. Mit dem ‚Tag des Schweigens‘ beruft sich das Kloster Dalheim auf eine der ältesten Tugenden klösterlichen Lebens und knüpft gerade damit an die Gegenwart an. Dabei geht es um das bewusste Innehalten und den Verzicht in Zeiten, in denen wir ständig smalltalken, livestreamen, tiktoken, facetimen und Sprachnachrichten senden“, so Grabowsky.

Ort der Stille: Die Stiftung Kloster Dalheim lässt im Kloster Dalheim die klösterliche Tradition des Schweigens am ersten Sonntag der Fastenzeit wiederaufleben.
"Stilles Chillen": Die Gewölbemalereien der Dalheimer Klosterkirche ganz in Ruhe auf sich wirken lassen. Der Verzicht auf Worte eröffnet ungewohnte Perspektiven des Schweigens.
Schweige-Parcours: 23 Mitmach-Stationen laden in der historischen Dalheimer Klausur zu einem Schweige-Selbstversuch ein.
Halt die Klappe: Heißt es am Tag des Schweigens im Kloster Dalheim. Im schweigenden Selbstversuch erfahren Museumsgäste u.a. was es mit der Redewendung auf sich hat, und welche Rolle das Schweigen im Kloster spielte.

Schweigen im Selbstversuch

Wenn die Besucherinnen und Besucher am Sonntag die Dalheimer Klausur betreten, wird es ernst mit dem Schweige-Experiment: „Der ,Tag des Schweigens‘ bietet die Möglichkeit, verschiedene Perspektiven zur Kunst des Schweigens kennenzulernen“, erläutert die Kulturvermittlerin Dr. Christiane Wabinski den Ansatz der Dalheimer Veranstaltung. Dabei machten die Mitmach-Stationen auch auf die unterschiedlichen Aspekte und Wirkungen der Stille aufmerksam.

Für die sechste Auflage hat das Team der Stiftung Kloster Dalheim 23 Mitmach-Stationen für seine Gäste zusammengestellt: Der Versammlungssaal des Konvents, der Kapitelsaal, erinnert an den Ursprung des klösterlichen Schweigens in der rund 1.500 Jahre alten Benediktregel. In der Klosterkirche lässt die eigene Wortlosigkeit die traditionellen klösterlichen Chorgesänge wirken.

Im Kreuzgang erfahren die Museumsgäste, wie lang sich eine Minute ohne Worte anfühlen kann, und was Dichter und Denker über das Schweigen zu sagen haben. Bei einem Balance-Tischspiel und auf einem Balance-Brett üben sie sich in Geduld, Ausgeglichenheit und Geschick.

Die eigene Entspannung kann beim Gestalten eines japanischen Zen-Gartens ganz bewusst erlebt werden: Das Formen des kleinen Steingartens lädt zur Meditation ein und im Kräuterkeller verrät Hildegard von Bingen, was gegen Stress hilft. Aber auch für Quasselstrippen und Dampfplauderer ist gesorgt: Wie im Mittelalter darf im Parlatorium – einem Raum mitten in der Klausur – gesprochen werden.

Das Klosterwirtshaus serviert im Schonlau-Saal von 12 bis 17 Uhr frische regionale Gerichte mit der Möglichkeit, diese schweigend zu bestellen und zu genießen – ein stilles Wassser gibt es gratis dazu.

lwl

Hintergrund

Bereits bei den ägyptischen Mönchsvätern im 3. Jahrhundert n. Chr. hatte das Schweigen eine große Bedeutung. Sie glaubten, dass zu viele Worte der Erfahrung Gottes im Wege stünden. Auch der Heilige Benedikt legte in seiner Klosterregel von 540 an mehreren Stellen fest, dass die Ordensleute – außer während der Liturgie – schweigen sollten. An ein solches Schweigegelübde halten sich Brüder und Schwestern vieler Ordensgemeinschaften bis heute.

Im Zuge des Schweige-Experiments will das LWL-Museum seine Besucherinnen und Besucher auch einladen, über unterschiedliche Dimensionen des bewussten Verzichts gestern und heute zu reflektieren. So verbrachten die Augustiner-Chorherren in Dalheim einen Großteil ihres Klosterlebens im Schweigen. Sie verzichteten aber nicht nur auf das Sprechen, sondern mit dem Eintritt ins Kloster auch auf ihre alte Identität oder ihren privaten Besitz.

Eintritt: Die Teilnahme am Tag des Schweigens ist im Museumseintritt inbegriffen.

Weitere Informationen unter http://www.stiftung-kloster-dalheim.lwl.org

Öffnungszeiten
Sonntag, 9. März, 10 bis 18 Uhr

0 Kommentare
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anschauen