Papst-Biograf: Franziskus hat an Tatendrang verloren
Die Gesundheit von Papst Franziskus ist immer wieder Thema von Spekulationen. Könnte er deswegen sein Amt abgeben? Absehbar nicht, meint Papst-Biograf Austen Ivereigh.
Papst Franziskus hat aus Sicht des Papst-Biografen Austen Ivereigh in den vergangenen Jahren viel seiner einstigen Energie eingebüßt. „Er hatte immer diesen riesigen Tatendrang und einen großen Druck dahinter, das ist jetzt nicht mehr so. Er ist viel ruhiger geworden“, sagt der britische Autor in der neuen Ausgabe des Podcasts Himmelklar (Mittwoch). Die Fähigkeit des Papstes, die Kirche zu führen, sei dadurch jedoch nicht eingeschränkt, meint Ivereigh. Das unterscheide Franziskus von seinem Vor-Vorgänger Johannes Paul II., der auf Grund seiner Parkinson-Erkrankung in seinen letzten Lebensjahren stark eingeschränkt gewesen sei.
Sollten solche Einschränkungen jedoch kommen, ist Franziskus nach Worten des Biografen auch bereit, das Amt abzugeben. „Das ist das Erbe von Benedikt XVI., worüber er auch oft gesprochen hat, dass sein Vorgänger diese Tür geöffnet hat.“ Der Papst aus Deutschland hatte im Februar 2013 seinen Amtsverzicht erklärt. Konkrete Anzeichen für einen zeitnahen Rücktritt von Franziskus sieht Ivereigh jedoch derzeit trotz einiger gesundheitlicher Einschränkungen nicht. „Auf der anderen Seite weiß ich auch, dass ihm das allerwichtigste ist, Entscheidungen im eigenen Willen und in voller Freiheit zu treffen. Wenn es also so weit ist, die Zeit für den Rücktritt kommt, dann werden wir es alle wahrscheinlich nicht kommen sehen.“
Der britische Journalist ist Autor dreier Bücher über Franziskus, der Biografien „The Great Reformer“ (2014) und „Wounded Shepherd“ sowie zuletzt von „First belong to God“ (2024), das sich mit den geistlichen Übungen von Franziskus befasst und für das der Papst selbst das Vorwort verfasst hat. Zudem ist er Co-Autor von Franziskus‘ Buch „Wage zu träumen“ (2020).