
Pax Christi erinnerte an Massaker rund um Meschede
Hohes Interesse an historischem Vortrag über Ermordungen von Zwangsarbeitern.
Auf Einladung des Diözesanverbands der internationalen Friedensorganisation Pax Christi versammelten sich etwa 60 Interessierte zu einem Informations- und Gedenknachmittag in Meschede. Der Bistumssprecher Johannes Kirsch begrüßte die Anwesenden, Bürgermeister Weber sprach ein längeres Grußwort.
In seinem Vortrag beleuchtete Dr. Marcus Weidner vom LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte dann die genauen Umstände der drei Massaker an 208 osteuropäischen Zwangsarbeitern und -arbeiterinnen (darunter ein Säugling) im März 1945 in den Wäldern rund um Meschede. Diese Gräuel zählen zu den schwersten Verbrechen in der Endphase des Krieges in Deutschland. Weidners wissenschaftliche und archäologische Untersuchungen brachten viele Details ans Tageslicht. So wurde klar, dass keiner der Angehörigen der Waffen-SS oder Wehrmacht zu diesen Taten gezwungen wurde; jeder der Soldaten, die die Zwangsarbeiter hinrichteten, handelte freiwillig.
Erkennbar ist hier auch der Rassismus der Nationalsozialisten: Ausschließlich Osteuropäer (vor allem Russen und Polen) wurden Opfer dieser Gräuel, obwohl es auch französische und andere Kriegsgefangene zu dieser Zeit in der Region gab. Die Opfer wurden heimtückisch auf ihren letzten Weg gelockt: Angeblich sollten sie eine neue Aufgabe an einem anderen Ort erhalten. Wohl alle versprachen sich davon eine bessere Unterbringung und Verpflegung. Die Haupttäter, deren Namen genannt und deren Bilder im Vortrag gezeigt wurden, entgingen in den 1950er Jahren einer gerechten Bestrafung – auch wegen einer Justiz, die bei Nazi-Verbrechen gern „ein Auge zudrückte“.

Bezüglich der Aufarbeitung und des Gedenkens vor Ort im Meschede der Nachkriegszeit erinnerte Weidner an eine Gegnerschaft unter der Bevölkerung: Einige wollten die Erinnerung an diese Gräuel verschweigen und vergessen. Andere, vor allem junge Christen engagierten sich für das Erinnern. Symbol dieses „Kampfes“ um die Nicht-/Erinnerung wurde das Mescheder Sühnekreuz, das kurz nach seiner Errichtung und Weihe 1947 durch Äxte und Feuer geschändet wurde. Es musste aufgrund großer Feindseligkeit in ein geheimes Erdgrab versenkt werden. 1964 wurde das Kreuz wieder ausgegraben und – nach langem Ringen der damaligen Pax-Christi-Gruppe in Meschede – erhielt es seinen heutigen Ort in der Kirche Mariä Himmelfahrt. Einer der Zeitzeugen von 1964 war anwesend: Franz Petrasch.
Der spannende und detailreiche Vortrag erzeugte einen lebhaften Austausch unter den Zuhörenden. Viele haben die Querelen um das Gedenken an die Morde und um das Sühnekreuz selbst noch als Jugendliche miterlebt.

Nach dem Vortrag und Gespräch im Haus Oase in der Abtei Königsmünster wurde an der Gedenkstätte Fulmecke, wo viele der Ermordeten bestattet wurden, in einer kleinen Gedenkfeier ein Ehrenkranz niedergelegt. Marcus Weidner schilderte hier noch die Historie dieser Kriegsgräberstätte.
In der Vorabendmesse der Benediktinerabtei wurde der Opfer in einer Fürbitte gedacht.
Pax Christi betrachtet diese Gedenkveranstaltung als Erfolg: Viele Menschen folgten der Einladung und tauschten engagiert ihre Erinnerungen und Meinungen aus. Der Nachmittag zeigte, dass diese Ereignisse vor 80 Jahren noch keineswegs vergessen, geschweige denn „abgeschlossen“ sind.