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15.12.2024
Prof. Dr. Günter Wilhelms und Rektor Prof. Dr. Aaron Langenfeld bei der Abschiedsvorlesung (von links).
Foto / Quelle: ThF-Paderborn

Professor Günter Wilhelms nimmt Abschied

Lehrstuhlinhaber für Christliche Gesellschaftslehre tritt nach 20 Jahren Wirkens in Paderborn in den Ruhestand.

Paderborn

Günter Wilhelms Professor Günter Wilhelms, seit 2004 Lehrstuhlinhaber für Christliche Gesellschaftslehre an der Theologischen Fakultät Paderborn, hielt Anfang Dezember seine Abschiedsvorlesung im voll besetzten Hörsaal 2. Rektor Aaron Langenfeld begrüßte die Gäste, unter ihnen der emeritierte Bischof von Osnabrück, Dr. Franz-Josef Bode, die Paderborner Weihbischöfe Josef Holtkotte und Manfred Grothe, Generalvikar Monsignore Dr. Michael Bredeck, Dompropst Monsignore Joachim Göbel, Regens Monsignore Dr. Michael Menke-Peitzmeyer sowie zahlreiche Professoren und Professorinnen. Auch Bürgermeister Michael Dreier, Emin Özel, Vorsitzender der Schura Paderborn, Dr. Richard Böger, Vorstandsvorsitzender der Bank für Kirche und Caritas, Heinz Paus, Bürgermeister a.D., Clea Stille vom DGB Ostwestfalen-Lippe sowie Claudia Schwarz und Detlef Herbers vom Sozialinstitut Kommende Dortmund waren anwesend.

Vorsitzender des Vereins der Freunde und Förderer

Rektor Langenfeld dankte Professor Wilhelms für sein über zwei Jahrzehnte währendes Wirken an der Fakultät, sowohl als Inhaber des Lehrstuhls für Christliche Gesellschaftslehre als auch in seiner Funktion als Rektor von 2005 bis 2007. Besonders würdigte er Wilhelms´ zehnjährige Tätigkeit in der Schriftleitung der philosophisch-theologischen Fachzeitschrift Theologie und Glaube sowie die Initiierung der (Lehr-) Kooperation mit der Universität Paderborn, die er gemeinsam mit Professor Dr. René Fahr, Lehrstuhlinhaber für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Corporate Governance, 2013 ins Leben gerufen hatte. Im Rahmen dieser Kooperation findet alle zwei Jahre die öffentliche Diskussionsveranstaltung Forum Wirtschaftsethik statt. Für seinen Ruhestand wünschte Rektor Langenfeld Professor Wilhelms und seiner Familie alles Gute und Gottes Segen. Er freute sich zudem, dass Professor Wilhelms als frisch wiedergewählter Vorsitzender des Vereins der Freunde und Förderer der Theologischen Fakultät Paderborn dem Haus weiterhin verbunden bleibt.

In seiner Abschiedsvorlesung mit dem Titel „Kultur und System. `Irrungen und Wirrungen´ der Christlichen Sozialethik“ thematisierte Professor Wilhelms die Herausforderungen, vor denen seine Disziplin steht, und den Umgang mit diesen. Mit „Irrungen und Wirrungen“ und einem Vergleich zwischen den Handlungs- und Standeskonfliktkonstellation in Fontanes Roman und den realen Bedingungen der industriellen Revolution beleuchtete er nicht nur gesellschaftliche Missstände, sondern auch das besondere Verhältnis zwischen Individuum und Gesellschaft, das er durch die Jahrhunderte nachzeichnete

Weihbischof em. Manfred Grothe, Bischof em. Dr. Franz-Josef Bode, Rektor Prof. Dr. Aaron Langenfeld, Prof. Dr. Günter Wilhelms und seine Ehefrau Johanna Wilhelms, Bürgermeister Michael Dreier, Prof. Dr. René Fahr (Vizepräsident Uni Paderborn), Weihbischof Josef Holtkotte und Generalvikar Monsignore Dr. Michael Bredeck (von links).
Foto / Quelle: ThF-Paderborn

Einerseits betonte er, dass die Handlungsspielräume für den Einzelnen heute groß sind, und dass dies durch gesellschaftliche Regeln und Ordnungen noch verstärkt wird. Andererseits fühlen sich viele Menschen jedoch eher als Getriebene, gefangen in vielfältigen Abhängigkeiten und Erwartungen. Als christlicher Sozialethiker suchte er nach Antworten auf die Fragen, wie es gelingen kann, diesen Verstrickungen zu entkommen und (wieder) zum Mit-Gestalter des eigenen Lebens zu werden. Zudem erkundete er die Rolle, die Religion, die Kirchen und andere Akteure in diesem Prozess spielen.

„Literatur und Kunst, Religion und Kirche bieten ein Deutungsreservoir und einen Handlungsraum, die uns daran erinnern können, trotz der Eigenmächtigkeit gesellschaftlicher Systeme und trotz aller ‚Irrungen und Wirrungen‘ den Kopf nicht zu verlieren und uns dennoch die ‚milde‘ Fiktion einer Gestaltbarkeit nicht nehmen zu lassen“, schloss Professor Wilhelms seine Vorlesung. Prof. Dr. Günter Wilhelms war seit 2004 Inhaber des Lehrstuhls für Christliche Gesellschaftslehre an der Theologischen Fakultät in Paderborn. Zwischen 2005 und 2007 bekleidete er das Amt des Rektors und war von 2009 bis 2019 in der Redaktion der Zeitschrift „Theologie und Glaube“ tätig. Gemeinsam mit Prof. Dr. René Fahr, der den Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt Corporate Governance an der Universität Paderborn innehat, initiierte er 2013 die „(Lehr)Kooperation Wirtschaftsethik“ zwischen der Fakultät und der Universität Paderborn sowie das Diskussionsformat „Forum Wirtschaftsethik“, das alle zwei Jahre stattfindet.

Politische Ethik

Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der Wirtschaftsethik sowie in der politischen Ethik, der Kultur, der Kirche und der Religion in der modernen Gesellschaft. Neben seinen Lehr- und Forschungstätigkeiten ist Professor Wilhelms Mitglied des Kuratoriums und des sozialwissenschaftlichen Arbeitskreises der Kommende Dortmund, des Nachhaltigkeitsbeirats der Bank für Kirche und Caritas, der Internationalen Vereinigung für Moraltheologen und Sozialethiker sowie des Arbeitskreises Kirchen und Gewerkschaften in Paderborn. Zudem ist er Vorsitzender des Ethikrates Digitalisierung der Stadt Paderborn. Außerdem war er langjähriges Mitglied des Diözesanen Ethikrats im Caritasverband für das Erzbistum Paderborn.

Ursprünglich stammt Professor Wilhelms aus dem westfälischen Borgentreich. Er studierte Katholische Theologie, Psychologie und Soziologie an den Universitäten Paderborn, Würzburg und Eichstätt. Nach seiner Promotion im Fach Pastoraltheologie habilitierte er sich in Christlicher Sozialethik. Auf eine Tätigkeit als Wissenschaftlicher Assistent und später als Oberassistent an den Universitäten Eichstätt und Bamberg folgte eine außerplanmäßige Professur für Christliche Soziallehre an der Universität Bamberg sowie die Leitung der Katholischen Akademie Stapelfeld, bis er schließlich nach Paderborn berufen wurde.

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