Rosa Schwestern feiern 100-jähriges Jubiläum in Bad Driburg
Erzbischof em. Hans-Josef Becker würdigt „Glaube mit Hand und Fuß“ .
Vor 100 Jahren zogen die ersten Schwestern Dienerinnen des Heiligen Geistes von der Ewigen Anbetung nach Bad Driburg in ein unterhalb der historischen Iburg neu erbautes Kloster, das der Heiligsten Dreifaltigkeit geweiht wurde. Am Sonntag, 29. September 2024, feierten die Rosa Schwestern dieses besondere Jubiläum im Beisein des emeritierten Paderborner Erzbischofs Hans-Josef Becker.
Lag das Dreifaltigkeitskloster anfangs noch inmitten von Wiesen – so zeigen es zeitgenössische Bilder – ist es mittlerweile von Wohnhäusern umschlossen und steht damit „mitten im Leben“. Die heutige Gestalt erhielten das Dreifaltigkeitskloster und die zugehörige Kirche durch einen Umbau in den Jahren 1964/65. Als im Jahre 1974 – also zum 50-jährigen Jubiläum – die Generalleitung der Kongregation ihren Sitz an diesen Ort verlegte, wurde ein Anbau erforderlich.
Rosa Ordenskleid als „Zeichen der Freude“
Das Mutterhaus der Schwestern Dienerinnen des Heiligen Geistes von der Ewigen Anbetung befindet sich im niederländischen Steyl unweit der Grenze zu Deutschland an der Maas bei Venlo. Von hier aus kamen die Rosa Schwestern vor 100 Jahren nach Bad Driburg. Die prägnante rosa Farbe des Ordenskleids geht auf den Wunsch des Gründers – dies war der heilige Arnold Janssen – zurück. Das Kleid gilt als Zeichen der Weihe an den Heiligen Geist. Zudem wollte der Gründer, dass die Schwestern „ein Zeichen der Freude“ seien, wenn sie zur Anbetung vor dem Allerheiligsten knien. Die Kongregation selbst feierte vor drei Jahren ihr 125-jähriges Gründungsjubiläum. Für die Gemeinschaft ist die Internationalität ein prägendes Element.
Im Dreifaltigkeitskloster leben derzeit Schwestern aus Deutschland, Amerika, Österreich, Argentinien, Indonesien und von den Philippinen. „Miteinander die Verschiedenheit der Kulturen zu entdecken und die Vielfalt aufblühen zu lassen, ist wahrhaft ein großer Reichtum“, sagt die Generaloberin Mother Magdalena Kruse. „Wenn wir unsere Berufung als eine internationale Gemeinschaft leben, möchten wir damit auch ein Zeichen setzen für die Welt, die zwischen Globalisierung und Rassenhass schwankt.“ Damit ist das Wirken der Rosa Schwestern wichtiger denn je. Schließlich verändert sich sowohl in den Niederlanden als auch in Deutschland derzeit die politische Kultur und das Miteinander gerät zunehmend in den Hintergrund.
Ein großes Gemeinschaftsereignis war die Jubiläumsfeier mit anschließendem Empfang. Den Gottesdienst zelebrierte Erzbischof em. Hans-Josef Becker; die Predigt zitierte er dabei von seinem Nachfolger Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz, den Erzbischof em. Becker kurzfristig bei der Jubiläumsfeier vertrat. Erzbischof Dr. Bentz würdigte das Wirken der Rosa Schwestern: „Wer glaubt, muss sich entscheiden: Der Mittelpunkt Ihrer Gemeinschaft und jeder einzelnen Schwester ist die Eucharistie. Hier preisen Sie im Dienst der ewigen Anbetung Gottes Heilstaten. Das ist die Mitte Ihres Glaubens und Ihres ganzen Lebens: Anbetung bei Tag und Nacht vor dem ausgesetzten Allerheiligsten. Und das ist dann auch Ihr öffentliches Zeugnis vor der Welt und damit zugleich Ihr Dank für das Geschenk der Gegenwart Gottes in dieser Welt, so wie sie eben ist. ‚Ihn kennt der Dank‘, sagt Friedrich Hölderlin, der hier in Bad Driburg die glücklichsten Jahre seines Lebens verbracht hat. Ihn, Christus, kennt nur der Dank. In diesem Danken und Andenken leben und glauben Sie Tag für Tag, Stunde um Stunde.“
Weiterhin kamen in der Predigt eingängige Bilder zur Sprache: „Durch uns selbst und die Art und Weise, wie wir miteinander leben und umgehen, durch unsere Augen, Hände und Füße, soll durch uns erfahrbar werden: wer Gott ist und wie Gott zu uns Menschen ist. Das ist der synodale Stil, den Papst Franziskus immer neu für unsere Kirche einfordert, dieser Mut zum Konkreten und Erfahrbaren“, zitierte Erzbischof em. Hans-Josef Becker die Predigt seines Amtsnachfolgers.
Auf den Nächsten zu
Diese Metapher bildete den roten Faden für weitere eindringliche Worte: „Jesus ermutigt uns, Gottes barmherzige Liebe sinnenhaft, erfahrbar und konkret zu leben, dann nämlich können wir Gottes Erbarmen erfahren – wenn unsere Füße andere nicht mehr treten, sondern wenn unsere Füße den Schritt auf den anderen zu wagen, wenn unsere Füße es wagen, über den eigenen Schatten zu springen; dann nämlich können wir Gottes Erbarmen erfahren – wenn unsere Augen und unser Blick nicht mehr leer und verachtend den anderen treffen will, sondern erfüllt ist mit dem liebenden Blick Jesu, mit einem verständnisvollen, offenen und sensiblen Blick füreinander, so wie es von Jesus heißt: Und er schaute ihn an und gewann ihn lieb“, so Erzbischof em. Becker. Gottes Erbarmen werde spürbar, „wenn unsere Hände beginnen, sich nach dem anderen auszustrecken, sich zur Versöhnung zu reichen, sich zu öffnen und zu teilen, wenn Hände einander tröstend halten.“
Große Dankbarkeit für das Wirken der Rosa Schwestern äußerte auch der Bad Driburger Bürgermeister Burkhard Deppe in seinem Grußwort zum Ende des Gottesdienstes: „Sie sind ein wichtiger Teil unserer Stadt und ein Zeichen für gelebte Internationalität.“