„Seelsorge muss ‚Unterbrechungen‘ zulassen“
Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz besucht Diözesankonferenz der Klinikseelsorge.
Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz besuchte jetzt die Diözesankonferenz der Klinikseelsorgerinnen und -seelsorger im Erzbistum Paderborn, die unter der Leitung von Pastor Frank Wecker im Paderborner Westphalenhof tagte. In der Kapuzinerkirche feierte der Paderborner Erzbischof mit den Seelsorgerinnen und -seelsorgern die Heilige Messe. „Was bedeutet es, gesandt zu sein: in die Klinikseelsorge, für mich ganz persönlich?“ war die Frage, über die Erzbischof Dr. Bentz mit den Teilnehmenden unmittelbar ins Gespräch kam.
Die Klinikseelsorge müsse da sein für den Menschen, der immer im Mittelpunkt steht, und Zeit haben – und zwar für alle Menschen in der Klinik: vom Patienten und seinen Angehörigen über das Pflegepersonal bis hin zu den Ärztinnen und Ärzten, waren sich die Konferenzteilnehmenden einig. Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz berichtete von seinen eigenen frühen Erfahrungen, die er als Student durch Praktika in diesem Bereich gesammelt habe: „Ich habe mich immer gefragt: ‚Was erwartet mich wohl hinter der Tür zum Patientenzimmer? Und: Ich habe nichts dabei, außer mich selbst.‘“ Diese Grunderfahrung, nichts anderes als sich selbst und seine Zeit dabei zu haben, hänge stark von der Persönlichkeit des oder der Einzelnen und damit von seinem oder ihrem Charisma ab, erläuterte der Paderborner Erzbischof.
Seelsorge schaffe immer einen „Moment der Unterbrechung“, Religion und Glaube würden Unterbrechungen ermöglichen, um innezuhalten und intensiver wahrzunehmen, „was auch in der größten medizinisch-pflegerischen Professionalität so nicht vorkommen kann“, so Erzbischof Dr. Bentz: „Kirche kann und muss in diese Lücke gehen, auch als Unterbrechung des funktionalen Kliniksystems“, gerade in solchen „Grenzsituationen“ (Karl Jaspers), wo es um zutiefst existenzielle Erfahrungen gehe.
Ganzheitlich denken
Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz betonte, dass gerade im Bereich der Klinikseelsorge kategoriale Seelsorge und Territorialseelsorge ineinandergreifen müssten. „Die Vernetzung von Gemeinde, Krankenhaus, Trauerpastoral, Caritas und weiteren Feldern müssen wir immer ganzheitlich denken“, forderte der Paderborner Erzbischof. „Wir müssen den ganzen Menschen sehen, der nach seinem Klinikaufenthalt ja zurückgeht in seine ganz normale Gemeinde, in seine normalen Bezüge auch von Familie und Beruf.“ Es dürfe daher in der Seelsorge hier wie überall keine reinen „Insel-Fachexperten“ geben, so Erzbischof Dr. Bentz weiter. „Seelsorge ist stark im Netzwerk – da, wo sie eine Unterbrechung im System des bloßen Funktionierens ist.“
In seiner Predigt in der Kapuzinerkirche griff Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz ebenfalls das Prinzip der „Unterbrechung“ auf, das Seelsorge entfalten müsse. Der Evangelist Markus berichte vom blinden Bartimäus, den Jesus frage: „Was willst du, das ich dir tun soll?“ Auch hier führe Jesus bewusst eine Unterbrechung herbei, indem er zunächst genau hinsehe und die Situation einfach in ihrer Tiefendimension wahrnehme.