In der Aula des Malinckrodt Gymnasiums hielt Dr. Annette Schleinzer aus Magdeburg ihren spannenden Vortrag über die außergewöhnliche Madelaine Delbrêl. Es luden ein (v. li. nach re.): Tobias Ebert (Stellv Schulleiter), Pastor Stefan Tausch (Kath. Forum), Christoph Weishaupt (Schulleiter) und Dr. Klaus Klother (Paulus Gesellschaft).
Foto / Quelle: Gudula Stroetzel

Sich von Gott erfinden lassen

Dortmund

Madeleine Delbrêl – eine Streiterin für die Herzensgüte – so lautete der Titel eines Vortrags, zu dem das Forum Paulus ins Malinckrodt Gymnasium Dortmund einlud. Die Theologin Dr. Annette Schleinzer sprach über das Leben und Wirken Delbrêls.

„Sie ist eine göttliche Offenbarung“, so beginnt Schleinzer ihre Einleitung zu einer Person, die in ihrer Vielfalt nicht zu kategorisieren ist. Genau diese Vielfalt steht für ihre Sichtweise auf die Menschen: Nimm den Menschen in seiner Gesamtheit wahr, begrenze ihn nicht auf seine berufliche, private oder politische Rolle, sondern sieh ihn an und sprich ihn mit seinem Namen an: Ganzheit statt Begrenzung. Aber wie kommt es zu solch einer umfassenden Annäherung an das Wesen der Menschen bei einer Frau, die im frühen 20. Jahrhundert in eine Zeit geboren wird, die von politischen Extremen gekennzeichnet war?

Delbrêl wuchs in intellektuellen Kreisen auf, war hochbegabt und beschäftigte sich bereits in jungen Jahren mit theologischen und philosophischen Fragestellungen. Schleinzer zeichnet ein buntes Bild dieser außergewöhnlich Frau, denn auch ihr Äußeres dokumentierte die innere Haltung: bunte Kleider, ein ausschweifendes Leben und ein zunächst durch den Ersten Weltkrieg erschütterter Glaube an Gott, dem sie nicht mehr vertrauen will, zu dem sie in ihrem späterem Lebensalter jedoch zurückkommt, maßgeblich ihre Sicht auf die Menschen beeinflusst und ihren Lebensweg prägt.

In den Armenvierteln von Ivry

Dem Kommunismus zugewandt geht sie als Sozialarbeiterin in die Armenviertel von Ivry und findet dort ihre berufliche und Erfüllung und ihren pastoralen Raum: Menschen sehen, Menschen helfen und als „gelebter Jesus den Menschen die universale Liebe schenken“. Genau diese alltagstaugliche Spiritualität begründet ihre derzeitige Aktualität: der Glaube muss in die jeweilige Zeit übersetzt werden und sich dorthin wenden, wo die Not ist. Der Weg zur Hilfe führt über Begegnungen, Netzwerke, aufklärerische Schriften, über politische Diskussionen und Haltung und durch tatkräftige Unterstützungen.

Zuwendung, Herzensgüte und Begegnung waren Delbrêls Leitmotive, die gerade in der heutigen Zeit mehr denn je entscheidend für die Ausbildung einer menschlichen Gesellschaft sind. Dies hat Dr. Annette Schleinzer mit ihrem Vortrag sehr deutlich gezeigt und damit bei allen Zuhörern ein Interesse für diese Haltung hervorgerufen.

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