Soziale und ökologische Transformation nicht verschleppen
Misereor mahnt zum Erdüberlastungstag eine konsequente Klima- und Ressourcenpolitik an.
Zum Erdüberlastungstag fordert Misereor die Bundesregierung und die Europäische Union dazu auf, in ihren Bemühungen um eine konsequente Klima- und Ressourcenpolitik nicht nachzulassen. „Wir können es uns angesichts der Bedrohung für den Erhalt unserer Schöpfung nicht leisten, die notwendige sozial-ökologische Transformation zu verschleppen oder zu verwässern“, betont Andreas Frick, Hauptgeschäftsführer der katholischen Hilfsorganisation. Das betreffe in Deutschland und Europa vor allem die Bereiche Verkehr, Gebäude, Landwirtschaft und Industrie, in denen bei den erforderlichen Veränderungen mehr Tempo gemacht werden müsse.
Alle Ressourchen bereits verbraucht
Der Erdüberlastungstag markiert jedes Jahr den Zeitpunkt, an dem die Menschheit weltweit bereits alle Ressourcen verbraucht hat, die auf unserem Planeten für zwölf Monate verfügbar sind und wiederhergestellt werden können. 2024 liegt dieser von der amerikanischen Organisation Global Footprintnetwork errechnete Termin um einen Tag früher als ein Jahr zuvor – eine nahezu stagnierende Entwicklung.
„Deutschland und die EU haben wichtige Schritte hin zu einer gerechten und nachhaltigen Entwicklung bereits vollzogen“, lobt Frick. „Doch erleben wir derzeit eine Reihe von politischen Konflikten, die dazu führen können, dass wir von unserem konsequenten Weg wieder abkommen.“ Der von der EU-Kommission begonnene Prozess eines „Green Deal“ dürfe zum Beispiel nicht durch industrielle Interessen relativiert werden. Stattdessen sei die uneingeschränkte und gerechte Umsetzung ambitionierter Ziele das Gebot der Stunde. „Dazu gehören bindende Zeitpunkte, an denen die Staaten der EU aus den verschiedenen fossilen Energien aussteigen sollen.“ Gleichzeitig müsse alles darangesetzt werden, dass diese Transformation sozial gerecht gestaltet wird. Die Bürgerinnen und Bürger sollten über alle notwendigen Schritte klar und transparent informiert und gegebenenfalls bei deren Umsetzung unterstützt werden.
Wo Öllecks ganze Landstriche verseuchen
Kathrin Schroeder, Leiterin der Abteilung Politik und globale Zukunftsfragen bei Misereor, warnt die Bundesregierung davor, weiter in fossile Energieförderung auf dem afrikanischen Kontinent zu investieren: „Die fossilen Energien befeuern die Klimakrise, von der vor allem viele afrikanische Länder stark betroffen sind. Und sie richten in den Abbauländern großen Schaden an. Sie treiben Volkswirtschaften in die Abhängigkeit von fossilen Unternehmen. Hinzu kommen verheerende Auswirkungen auf die Menschen vor Ort.
In Nigeria verseuchen Öllecks schon seit Jahrzehnten ganze Landstriche. Im Senegal bedroht Gasförderung Meeresschutzgebiete. Die Demokratische Republik Kongo verkauft Erdöl-Konzessionen für Gebiete, die mitten im Regenwald liegen. In Mosambik eskaliert in der Provinz Cabo Delgado die Gewalt aufgrund eines Konflikts um Erdgas-Vorkommen.“ Misereor sieht Länder mit hoher Emissionsbelastung wie Deutschland in der Pflicht, dieser Entwicklung etwas ganz anderes entgegenzusetzen und den Übergang Afrikas zu erneuerbaren Energien finanziell und technologisch zu unterstützen.
Im Alltag
„Genug für alle! Genug für mich?“ heißt eine aktuelle Aktion von Misereor, in der das Entwicklungshilfswerk dazu einlädt, einen bewussten Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit und Umweltschutz zu leisten. Es geht darum, für sich selbst Wege zu finden, die ein Leben innerhalb der planetaren Grenzen ermöglichen und zu mehr sozialer Gerechtigkeit weltweit führen. Mehr Infos dazu: Genug für alle – genug für mich | Suffizienzaktion | Misereor Link zu Blogbeitrag: https://blog.misereor.de/2024/07/31/die-naechsten-100-tage-entscheiden-die-weichenstellung-in-der-eu/