Spaniens Regierung entschädigt kirchliche Missbrauchsopfer
Bei der Entschädigung von Missbrauchsopfern ziehen Spaniens Regierung und die Bischöfe in unterschiedliche Richtungen.
Die spanische Regierung will Betroffene sexuellen Missbrauchs durch Geistliche oder im kirchlichen Umfeld entschädigen – mit oder ohne Unterstützung der katholischen Kirche. Das beschloss der Ministerrat am Dienstag, den 23. April 2024. Wie verschiedene spanische Medien weiter berichten, soll vor allem Opfern geholfen werden, deren Fälle strafrechtlich verjährt sind.
Der sozialistische Justizminister Felix Bolanos hofft demnach, die Kirche noch zu einer Beteiligung am staatlichen Entschädigungsfonds bewegen zu können. Bisher hat die Bischofskonferenz aber noch keine Entscheidung getroffen. Deren neuer Vorsitzender, Erzbischof Luis Argüello, machte eine Beteiligung vor allem davon abhängig, ob neben den kirchlichen alle Opfer sexualisierter Gewalt in den Entschädigungsplan einbezogen werden.
"Leugnung und Verharmlosung des Problems"
Aufgrund der als teils unzureichend kritisierten Reaktionen der katholischen Kirche sowie einer jahrelangen „Leugnung und Verharmlosung des Problems“ wolle sich die Regierung aber speziell um die Entschädigung minderjähriger Missbrauchsbetroffener im kirchlichen Bereich kümmern, hieß es. Das lehnt Spaniens Bischofskonferenz ab.
Justizminister Bolanos geht von bis zu 440.000 Opfern aus, denen insgesamt bis zu 70 Millionen Euro zustehen könnten. Die Zahl basiert auf dem Bericht einer vom Parlament beauftragten Kommission vom Oktober. Die katholische Kirche führte eine eigene, interne Studie durch, die für die vergangenen 40 Jahre 2.056 minderjährige Betroffene sexueller Übergriffe im kirchlichen Umfeld verzeichnet.
Die sozialistische Regierung von Ministerpräsident Pedro Sanchez plant unterdessen auch einen politischen Akt, bei dem die damals minderjährigen Opfer sexueller Gewalt im kirchlichen Bereich öffentlich anerkannt und um Entschuldigung gebeten werden.