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27.02.2025
Das Theater Paderborn hat Kindern und Jugendlichen, die sich in der KJP in Behandlung befinden, einen Workshop ermöglicht.
Foto / Quelle: Tobias Kreft/ Theater Paderborn

Theaterluft schnuppern

LWL-Klinikum Marsberg ermöglicht Kindern und Jugendlichen Blicke hinter die Kulissen des Paderborner Theaters.

Marsberg/Paderborn

Beim Bühneneingang die Treppen rauf. Vorbei an den Garderoben, an den Kleiderwagen mit Kostümen und in den Probenraum. Kinder und Jugendliche, die sich zurzeit in der Kinder- und Jugendpsychiatrie des Klinikums Marsberg, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL) am Standort Paderborn befinden, treffen sich in einem Probenraum des Theaters Paderborn mit Theaterpädagogin Nina Bosse.

Zum Aufwärmen gehen alle durch den Raum. Jemand aus der Gruppe gibt die Kommandos vor: „drehen“, „gehen“, „klatschen“. Weitere Bewegungen kommen dazu. Später bekommen die Kommandos andere Bedeutungen. Bei „klatschen“ wird sich zum Beispiel gedreht. Die verantwortliche Lehrerin der Klinikschule Paderborn, Sara Mulatsch, und ihre Kollegin Sandra Schneider motivieren zum Mitmachen. „Beim Improvisationstheater jenseits von Schule und Stationsalltag steht das eigene Handeln, die Selbstwirksamkeit und die Kreativität im Vordergrund“, sagen sie. Bei der Assoziationskette, bei der die Teilnehmenden spontan Wörter aneinanderreihen, entstehen aus dem Ursprungswort „Apfel“ über „Kerngehäuse“ zum „Hausausbau“ erste kreative Gedankengänge.

„Wir haben den Workshop bewusst im Theater stattfinden lassen. So wurden die Jugendlichen nicht nur aus ihrem alltäglichen Umfeld geholten, sondern konnten sich aktiv für den Workshop und für den Gang ins Theater entscheiden. Auch die Spiele und Übungen, die ich ausgewählt habe, regten dazu an, aktiv zu werden, die Spielfreude wiederzuentdecken und ein positives Erlebnis zu erfahren“, erklärt Nina Bosse vom Theater Paderborn.

Spielfreude im Probenraum des Theaters.
Foto / Quelle: LWL/Julia Hollwedel

Im Spiel „Standbild“ stellen die Kinder und Jugendliche verschiedene Szenen nach: vom „alten Ägypten“ über „Im Wald“ und „In der Burg“ bringen alle ihre Ideen mit ein. Nebenbei unterhalten sie sich über Cleopatra oder das Mittelalter und tauschen ihr Wissen aus. „Junge Menschen mit psychischen Erkrankungen lernen anders „, betont Schulleiter Christian Bohle. „Psychiatrie ist ein Krankenhaus für die seelische Gesundheit. Ein Ziel des Unterrichts ist es, die Freude am Leben und Lernen wieder zu wecken. Solche Projekte machen das möglich.“ Beim letzten Spiel für heute teilt sich die Gruppe und erzählt eine Momentaufnahme aus dem eigenen Leben. In jeder Gruppe ist einer, der flunkert. Dem gilt es durch gezieltes Fragen auf die Schliche zu kommen. Soziale Ängste, wie vor einer Gruppe zu sprechen, sind im Moment verflogen.

Privat-Dozent Dr. Robert Waltereit, Ärztlicher Direktor des LWL-Klinikums Marsberg, und Dr. Filip Salem, leitender Oberarzt am Standort Paderborn, begrüßen die Zusammenarbeit mit dem Theater Paderborn: „Bei uns in der Klinik lernen Kinder und Jugendliche in differenzierten Therapie- und Behandlungsangeboten viel über sich selbst. Besondere Lernorte wie das Theater ermöglichen ihnen das Gelernte wie neue Verhaltensweisen sofort umzusetzen. Und zwar in einem Raum voller Phantasie und Kreativität.“

lwl

Hintergrund: KJP mit Klinikschule am Standort Paderborn

Kinder und Jugendliche aus dem Kreis Paderborn können wohnortnah in der Kinder- und Jugendpsychiatrie am Paderborner Ostfriedhof behandelt werden. 30 Behandlungsplätze stehen zur Verfügung. In der LWL-Klinikschule erstellen die Lehrkräfte einen individuellen Stundenplan. Persönliche Interessen und Neigungen spielen im Unterricht eine große Rolle. Die Schule berücksichtigt immer die Tatsache, dass sich die Kinder und Jugendlichen in einer Therapie mit allen Höhen und Tiefen befinden. Eine Lehrkraft ist jeweils für eine Schüler:innengruppe/ein Kind bzw. Jugendliche zuständig. Der Schulbesuch wird staatlich anerkannt.

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