
Über Gott reden
Liturgiewerkstatt in Soest bot neue Einsichten.
Herr – Vater – Hirte: Der Eindruck, den dieser gängige Sprachgebrauch in katholischen Gottesdiensten oft hinterlässt, ist der Gedanke an einen (ausschließlich) männlichen Gott. Diese scheinbar alte Tradition wird mittlerweile von zahlreichen heutigen Kirchgängern angezweifelt. Deshalb stellte sich ein Arbeitskreis, der sich vor knapp zwei Jahren aus Haupt- und Ehrenamtlichen im Dekanat Hellweg unter Federführung von Michaela Labudda, Dekanatsreferentin, gegründet hatte, die Frage: Wie kann man denn heute von Gott reden?
Dieses Anliegen wollten sie über die eigene Gruppe hinaus ins Gespräch bringen, neue Ideen mit weiteren Engagierten aus den Pfarreien der Pastoralen Räume Soest – Werl – Hamm teilen und planten dazu eine Werkstatt für alle am Thema Interessierten. Als Mitstreiterin konnten sie zudem Dr. Annette Jantzen gewinnen. Der Frauenseelsorgerin ist es ein besonderes Anliegen, kirchliche Sprachmuster zu hinterfragen, zu ergänzen und damit den persönlichen Horizont zu erweitern.
Gott=Mann?
„Denn Gott bin ich, nicht Mann“ hieß das Thema ihres anregenden Vortrages, der bei 40 Teilnehmern auf positive Resonanz im Patroklushaus stieß. Gerade der gemeinsame Blick in die Heilige Schrift veranschaulichte, dass die oft als absolut gesetzte Gleichung: „Gott = männlich“ an zahlreichen Beispielen der Bibel selbst widerlegt werden kann. Die versierte Theologin gab durch ihre Keynote damit eine stimmige Überleitung zum zweiten Teil der Werkstatt, in denen sich die Anwesenden mit sprachlichen Mustern in liturgischen Gebeten, Kirchenliedern und Psalmen kritisch auseinandersetzten. Viele der Teilnehmer sind selbst ehren- oder hauptamtlich in den eigenen Kirchengemeinden aktiv, somit konnten sich alle gut austauschen, vernetzen, gegenseitig bei ihren Aufgaben vor Ort unterstützen.
Weiterführende Impulse bekamen sie dazu vom Dekanatskirchenmusiker Johannes Krutmann, der mit Kollegen umgetextete Kirchenlieder unter die Lupe nahm und die Gesänge einstudierte. Aus Paderborn war zudem Marie-Simone Scholz angereist, die im hiesigen Erzbistum explizit das Frauenthema vertritt. Sie fokussierte das Augenmerk auf die Gottesbilder in den Psalmen. Annette Jantzen als renommierte Fachfrau begleitete den dritten Workshop der Tagung, der einlud, Gebete in ihrer gängigen Wortwahl auf den Prüfstand zu stellen und neue Formulierungen zu finden. Nach den ergiebigen Erarbeitungs- und Diskussionsrunden brach die Gruppe auf, um in den Hochchor des Patroklidomes zu wechseln. Alle Ergebnisse des anregenden Tages flossen ein in einen gemeinsam gestalteten Wortgottesdienst, der bewies, dass inklusive Sprache eine Bereicherung für jede Gemeinde darstellen kann.