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18.10.2024
Foto / Quelle: Wolfgang Maas

Unter Zwang

Friedensorte sind Leuchttürme für das Frieden stiftende Engagement unserer Gesellschaft. Das Mahnmal für Dortmunder Zwangsarbeitende am Dortmunder Phoenix-See ist ein solcher Ort.

Dortmund

Es ist ein dunkles Kapitel, nicht nur in der Industriegeschichte Dortmunds. Bis zu 80 000 Menschen wurden während des Zweiten Weltkrieges hier ausgebeutet. Davon gehen Historikerinnen und Historiker aus. Rund ein Viertel leisteten Zwangsarbeit bei der ehemaligen Dortmund-­Hörder Hüttenunion (­DHHU).

Wo einst deren Werk stand, erstreckt sich heute der Phoenix-­See. An die Industriezeit erinnert hier – anders als beim benachbarten Phoenix-­West – fast nichts mehr. Die Ufer sind grün bepflanzt, auf dem See drehen Segelboote ihre Runden und an den Ufern stehen Villen. Der See wird von den Dortmunderinnen und Dortmundern gut angenommen, er gehört – trotz anfänglicher Skepsis – längst zum Stadtbild.

Und da ist die Kulturinsel im Hafenbereich. Hier gibt es mit der sogenannten Thomasbirne doch noch ein Relikt aus früheren Zeiten. Daneben steht das Mahnmal für Dortmunder Zwangsarbeitende, das der damalige Oberbürgermeister Ullrich Sierau im Sommer 2020 feierlich eröffnete. Die Idee für das Denkmal geht auf die „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten“ zurück.

Schon von Weitem vermittelt das Mahnmal einen stählernen Eindruck mit Rost, aber auch einer gewissen Massivität. Und man sollte es nicht nur flüchtig im Vorbeigehen betrachten. Vielmehr eröffnet es – im wahrsten Sinne – einen neuen Raum. Denn man kann es betreten. Im Innern sind Informationsschilder angebracht. „Zwangsarbeit. Rassismus. Gewalt“ ist eins überschrieben. An anderer Stelle erfährt man von dem Schicksal ­Emile ­Roques, der „im August 1943 zum Arbeitseinsatz nach Dortmund“ kam. Er leistete passiven Widerstand, indem er fehlerhafte Munition bei der Kontrolle durchgehen ließ, erfährt der Betrachter.

Auch von einem Außenlager des KZ Buchenwald, das der Dortmund-Hörder-­Hüttenverein einrichtete, ist die Rede. Andere Tafeln beschäftigen sich mit Ostarbeiterinnen und -arbeitern, Kriegsgefangenen und Häftlingen. Es sind schwer zu ertragende Fakten, doch sie sind historisch belegt.

Das Mahnmal selbst hilft dabei, sich auf die Informationstafeln einzulassen. Denn es schirmt Betrachterinnen und Betrachter gut von dem Trubel, der vor allem bei schönem Wetter am Phoenix-See herrscht, ab. Und so ist man mit sich und den Tafeln erst einmal allein.

// Wolfgang Maas

Info

Der Entwurf für das Mahnmal für Dortmunder Zwangsarbeitende unter dem Titel „Zwischen Licht und Schatten“ stammt von Pia Emde. Zu sehen ist es im Stadtteil Hörde auf der Kulturinsel im Phoenix-­See, die neben dem Hafenbereich in das Gewässer ragt.

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