Erzbischof em. Schick bei der Gedenkfeier zum Todestag von Maximilian Kolbe in in Oświęcim/Auschwitz.
Foto / Quelle: Wojciech Grabowski / auschwitz.org

„Versöhnung und Befreiung bleiben ein Dauerauftrag“

Oświęcim/Auschwitz ist der 15. Europäische Workshop zum Umgang mit der gewaltbelasteten Vergangenheit von Auschwitz, den die Maximilian-Kolbe-Stiftung jährlich organisiert, zu Ende gegangen.

Oświęcim/Auschwitz

An dem Workshop unter dem Leitwort „Gemeinsam von Auschwitz lernen – Beziehungen konstruktiv gestalten“ nahmen mehr als 30 Personen aus Polen, Deutschland, Estland, Lettland, Litauen, der Ukraine, Tschechien, Moldawien, Bulgarien, Bosnien-Herzegowina, Albanien, Italien, Irland, Kamerun und Indonesien teil. Dabei kamen neben den Geschehnissen des Zweiten Weltkriegs auch die heutigen Gewalterfahrungen zum Beispiel in der Ukraine oder im Nahen Osten sowie die Auswirkungen der Kriege im ehemaligen Jugoslawien zur Sprache.

Erzbischof em. Dr. Ludwig Schick, der Stiftungsratsvorsitzende, unterstrich, dass die vielfältigen Erfahrungen der Versöhnungsprozesse in Europa auch in der derzeitigen Situation wichtige Lehren bereithielten. Praktische Solidarität mit den Opfern und Wahrhaftigkeit gegenüber dem Geschehen seien unverzichtbare Grundlagen, um in langfristiger Perspektive die Hoffnung auf Versöhnung nähren zu können.

Ernsthafter Dialog

In seinem diesjährigen Vortrag konzentrierte sich Erzbischof em. Schick auf das Thema „Versöhnung und Befreiung“: „Da Verletzungen, Gewalt und Kriege immer wieder vorkommen werden, bleiben auch Versöhnung und Befreiung ein Dauerauftrag. Versöhnung zur Befreiung, um in Freiheit sich für eine bessere Welt und gute Zukunft für alle einzusetzen, muss immer neu thematisiert werden. Das gilt für KZ-Überlebende sowie für alle Menschen und für die gesamte Dauer dieser Weltzeit. Versöhnung und Befreiung für die Freiheit, für eine gute Zukunft zu wirken, müssen im Bewusstsein der Menschen und der Menschheit wachgehalten werden“, so Erzbischof em. Schick.

Der Leiter des Workshops, Dr. Jörg Lüer, machte deutlich, dass die Bereitschaft der Teilnehmenden, sich trotz der eigenen Verwundbarkeit in ernsthaften Dialogen auseinanderzusetzen, von großem Wert sei. Gegen die Tendenz, sich zurückzuziehen und gegen die Versuchung, der wahrhaftigen Begegnung aus Angst auszuweichen bzw. sich hinter allgemeinen Formeln zu verstecken, setze die Maximilian-Kolbe-Stiftung auf eine Kultur der Multiperspektivität und des respektvollen Konfliktaustrags. Beharrlichkeit, aktive Geduld und Takt seien dabei fundamental. Das Gedenken an die Opfer von Auschwitz bliebe leer, würde nicht konkrete Verantwortungsübernahme heute mit ihm einhergehen, so Lüer.

Versöhnungsarbeit stärken

Die Maximilian-Kolbe-Stiftung wurde 2007 mit Unterstützung der Polnischen und der Deutschen Bischofskonferenz gegründet. Ziel der katholischen Stiftung ist es, Beiträge zur Stärkung der kirchlichen Versöhnungsarbeit in Europa zu leisten und sich für Opfer von Unrecht und Gewalt zu engagieren. Der hl. Maximilian Kolbe gab 1941 sein Leben stellvertretend für einen Mithäftling im Konzentrationslager Auschwitz und setzte damit ein Zeichen gegen Hass und Gewalt.

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