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21.10.2024
Wie der Glaube international gefeiert und gelebt wird, wurde auch beim 110-jährigen Jubiläum des Missionshauses Neuenbeken deutlich.
Foto / Quelle: Heiko Appelbaum

Von der Näh- und Bewahrschule zur Kraftquelle

Das Missionshaus Neuenbeken blickt auf eine 110-jährige Geschichte zurück

Neuenbeken

Im Jahr, als der Erste Weltkrieg ausbrach, begann die Geschichte des heutigen Missionshauses Neuenbeken. Im Laufe der vergangenen 110 Jahre hat die Einrichtung im Herzen des Paderborner Stadtteils sich stetig weiterentwickelt.

Die Missionsschwestern vom kostbaren Blut waren seit jeher ein wichtiger Teil der dörflichen Gemeinschaft in Neuenbeken. Doch ihr Wirken reicht weit über das Erzbistum Paderborn hinaus. Das Wort des Ordensgründers Abt Franz Pfanner: „Unser Missionsgebiet ist das Reich Gottes – und das kennt keine Grenzen“ ist in den heutigen bewegten Zeiten aktueller denn je.

Der Paderborner Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz war der Einladung zum Jubiläum gerne gefolgt und wurde in der vollbesetzten Kirche des Missionshauses herzlich begrüßt. Auch zahlreiche Gemeindemitglieder feierten den Gottesdienst mit und setzten ein deutliches Zeichen für das gelebte Zusammenwirken. Bereichert wurde der Gottesdienst durch einen eigens gegründeten „Projektchor 110“ mit Schwestern, Mitarbeitenden sowie Freundinnen und Freunden unter der Leitung von Julia Fisching-Wirth, die Orgel spielte Richard Wirth.

Der Paderborner Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz lobte in seiner Predigt das vielfältige und internationale Engagement der Missionsschwestern vom kostbaren Blut.
Foto / Quelle: Heiko Appelbaum

Neu und nah bei den Menschen

Dr. Udo Markus Bentz mahnte in seiner Predigt anlässlich des 110-jährigen Jubiläums des Missionshaus Neuenbeken und der ebenso lange zurückreichenden Präsenz der Missionsschwestern vom Kostbaren Blut in Neuenbeken, das gute Miteinander als immerwährendes Ziel nicht aus den Augen zu verlieren: „In der heutigen Zeit stellen wir Christen uns oft die Frage, wie wir den weltweiten Veränderungen begegnen. Auch Sie als Ordensgemeinschaft stehen vor großen Herausforderungen, denen Sie sich mutig stellen.“ Der Paderborner Erzbischof lobte das vielfältige und internationale Engagement der Schwestern: „Sie füllen das Leitwort von Abt Pfanner mit Leben. Auch das Reich Gottes kennt keine Grenzen und schon Jesus legte Wert auf die Breite seines Wirkens. Zuversicht statt Angst – das bringt uns voran und das soll auch die Botschaft des Erzbistums sein.“ Sowohl die Ordensgemeinschaft als auch das Erzbistum würden in Zukunft Wege finden, neu und nah bei den Menschen zu sein.

In Deutschland sind die Missionsschwestern vom Kostbaren Blut heute an acht Standorten vertreten. Die größte Gemeinschaft bildet dabei das Missionshaus Neuenbeken unter der Leitung von Provinzoberin Sr. Angela-Maria Segbert. Von Bonn aus wird von den Schwestern das Büro des „Netzwerk Afrika Deutschland – NAD“ verantwortlich geleitet. Die Geschichte der Missionsschwestern vom Kostbaren Blut reicht bis ins 19. Jahrhundert zurück. Der österreichische Trappistenabt Franz Pfanner gründete die internationale Gemeinschaft 1885 im südafrikanischen Mariannhill.

Junge Frauen kamen dem Aufruf der Trappisten folgend als Missionshelferinnen von Deutschland nach Südafrika. Von hier aus zogen die Schwestern in andere afrikanische Länder. Schließlich wurde eine Gründung in Europa zur Ordensausbildung nötig. Diese erfolgte zunächst in Kirchherten westlich von Bedburg. Aufgrund der Nachwehen des Kulturkampfes wurde 1904 dann das Mutterhaus „Hl. Blut“ in den Niederlanden gebaut. Zehn Jahre später kamen einige Schwestern zurück nach Deutschland und gründeten in Neuenbeken das Missionshaus. Die erste Tätigkeit der Schwestern bestand in der Krankenpflege und der Leitung einer Näh- und Bewahrschule.

Bereichert wurde der Gottesdienst durch einen eigens gegründeten „Projektchor 110“ mit Schwestern, Mitarbeitenden sowie Freundinnen und Freunden unter der Leitung von Julia Fisching-Wirth.
Foto / Quelle: Heiko Appelbaum

Große Vielfalt an Aufgaben

Im Laufe der Zeit gab es eine Vielfalt von weiteren Aufgaben und Tätigkeiten, welche die Schwestern übernahmen: zum Beispiel in der Krankenpflege als Gemeindekrankenschwestern, in der „Bewahrschule“ und später über Jahrzehnte im Kindergarten, in der Missionsschule, der Haushaltungsschule und in der Berufsfachschule, in Haushalt, in der Hostienbäckerei und Garten und in der Ausbildung junger Frauen im hauswirtschaftlichen Beruf, in der Ordensausbildung eigener Mitglieder, aber auch in der Begleitung junger Menschen in ihrer Ausbildung zu Missionaren und Missionarinnen auf Zeit. Auch in der Paramentenwerkstatt und Weberei, in der Nähschule und in der Musikschule, in künstlerischem Wirken innerhalb und außerhalb des Missionshauses, in der Jugendarbeit und auch im Bildungshaus waren die Schwestern tätig. Heute engagieren sie sich im Gästehaus und den verschiedenen Begleitungsangeboten wie Geistlicher Begleitung, Trauerbegleitung oder Glaubens- und Bibelgruppen, im Museum, Klostercafé oder auch im Klosterladen, in internationalen Treffen auf Ordensebene, aber auch bei frohen Feierlichkeiten gemeinsam mit den Menschen aus dem Dorf.

Ort für Einkehr und Ruhe

Das Missionshaus hat sich aktiv für Menschen geöffnet, die Einkehr und Stille suchen. Sie können sich heute im Gästehaus „Franz Pfanner“ erholen und Kraft sammeln. Auch im Wander- und Radtourismus zählt die Einrichtung längst zu den festen Adressen. Seit 2018 ist das Gästehaus von der Touristikzentrale Paderborner Land und dem Deutschen Wanderverband als „Qualitätsgastgeber Wanderbares Deutschland“ zertifiziert.

Und wer in behaglicher Atmosphäre Kaffee und Kuchen genießen möchte, wird im Klostercafé herzlich willkommen geheißen. Die Gemeinschaft der Missionsschwestern vom kostbaren Blut ist für ihre Gastfreundschaft bekannt und bringt sich auch zukünftig aktiv in die Gemeinschaft des Ortes Neuenbeken ein.

(pdp)

Sr. Kitonyi Jacinta (von Links), Sr. Gisela Frerich (Hausoberin), Sr. Magdalena Mikus, Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz, Sr. Ulrike Diekmann und Sr. Angela-Maria Segbert (Provinzoberin).
Foto / Quelle: Heiko Appelbaum
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