Von internationalen Drogenkartellen zermahlen
Adveniat bezieht Stellung zur Präsidentschaftswahl in Ecuador.
„Ecuador wird weltpolitisch alleingelassen und von den global agierenden Drogenkartellen zermahlen.“ Das sagt die Ecuador-Referentin des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat Martina Fornet Ponse vor der ersten Runde der Präsidentschaftswahl am Sonntag, 9. Februar, in dem südamerikanischen Land am Äquator. Als aussichtsreiche Kandidaten sind Amtsinhaber Daniel Noboa, der im November 2023 ins Amt kam, und Luisa González von der Partei Revolución Ciudadana im Rennen, der Partei des früheren, linksgerichteten Präsidenten Rafael Correa (2007–2017).
Ganz gleich, wer das Rennen macht – die Herausforderungen sind gigantisch: Galt das kleine, arme Land lange als vergleichsweise sicher und ruhig, hat es sich in den letzten Jahren zu einem Hotspot der Gewalt und zu einer Drehscheibe des Drogenhandels entwickelt. In nur vier Jahren ist die Mordrate von sieben auf 47 Morde pro 100.000 Einwohner angestiegen. Auftragsmorde, Entführungen, Schutzgelderpressungen, Gewalt in Gefängnissen sind an der Tagesordnung. „Präsident Noboa hat in den vergangenen eineinhalb Jahren versucht mit Härte gegenzuhalten und ist damit gescheitert“, stellt Adveniat-Expertin Fornet Ponse fest. „Es braucht ein entschiedenes Eintreten gegen staatliche Korruption und politische Einflussnahme der Kartelle sowie ein starkes Bündnis der Regierung mit der Kirche und zivilgesellschaftlichen Organisationen.“
Wirtschaft und Handel in der Krise
Die Menschen trauen sich nicht mehr auf die Straße. Wirtschaft und Handel, die sich bereits in einer Krise befinden, werden durch die organisierte Kriminalität weiter geschwächt. Der Hintergrund: Die Routen des Drogenhandels haben sich verändert. Wurden früher überwiegend die USA beliefert, nutzen die Kartelle aus Kolumbien und Mexiko jetzt Ecuadors Häfen, damit insbesondere Kokain in Richtung China und Europa versteckt in Containern mit Bananen und anderen Gütern verschifft wird. „Hier müssen Deutschland und Europa ihrer Verantwortung gerecht werden. Anstatt Ecuador und andere Länder in diesen Fragen allein zu lassen, braucht es abgestimmte Initiativen, um dem global agierenden Organisierten Verbrechen Grenzen zu setzen“, fordert die Adveniat-Referentin Martina Fornet Ponse.
„Wir wollen ein Land frei von Gruppen, die die Sicherheit, die Unversehrtheit und die Rechte der Menschen bedrohen.“ Das fordern dementsprechend die „Mujeres de Sucumbios“, ein Zusammenschluss von insgesamt 95 Frauenverbänden der Region Sucumbios. Die Projektpartner des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat setzen sich für die Rechte von Frauen ein und prangern die nach wie vor strukturelle und weit verbreitete Gewalt gegen Frauen an. Morde an Frauen, also Femizide, sexuelle und häusliche Gewalt sind noch immer an der Tagesordnung. Entsprechend fordern sie von einer neuen Präsidentin oder einem neuen Präsidenten gezielte finanzielle Unterstützung, damit arme Frauen, die an den Rändern der Städte oder auf dem Land leben, sich aus ihren Abhängigkeiten befreien und selbstständig berufliche und wirtschaftliche Perspektiven entwickeln können.
Verschmutzung im Amazonasgebiet verringern
Zudem fordern die „Mujeres de Sucumbios“, dass im Amazonasgebiet „die Verschmutzung verringert, die Brandstiftungen beendet und der Bergbau gestoppt wird, weil dadurch die Flüsse vergiftet werden, die die Lebensadern für die Menschen, die Tiere und die Pflanzen sind“. Als Zusammenschluss von kirchlichen zivilgesellschaftlichen Frauenverbänden leben die „Frauen von Sucumbios“ beispielhaft vor, wie die Menschen in Ecuador an der Basis in die Lage versetzt werden, sich gegen Gewalt und die Vernichtung ihrer Lebensgrundlagen sowie für eine demokratische und gerechte Gesellschaft einzusetzen. „Die künftige Präsidentin oder der künftige Präsident muss Bündnisse mit den Menschen guten Willens im Land aber auch international schließen“, ist Adveniats Ecuador-Referentin Martina Fornet Ponse überzeugt.