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22.11.2024
Grabungsleiter Sven Knippschild untersucht ein 2.000 Jahre altes Grubenhaus bei nasskaltem Novemberwetter.
Foto / Quelle: LWL-AfW/S. Spiong

Wie lebten Römer und Einheimische zusammen?

In Delbrück-Bentfeld untersucht ein Grabungsteam, begleitet vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL), eine Siedlung der ersten Jahrhunderte nach Christi Geburt.

Delbrück-Bentfeld

Wie sich jetzt herausstellte, bestand die Siedlung möglicherweise schon, als nur anderthalb Kilometer entfernt römische Soldaten im Lager bei Anreppen Station auf ihren Eroberungszügen machten: Eine Münze und Pfostenspuren von Wohngebäuden sind nach Auffassung der Fachleute vom LWL bis zu 2.000 Jahre alt. Bereits 2017 war bei der Erschließung eines Wohngebietes am westlichen Ortsrand von Delbrück-Bentfeld eine erste Hofstelle der Siedlung aus dem 2. bis 3. Jahrhundert n. Chr. entdeckt worden. Bruchstücke der dort gefundenen Keramik boten damals eine gute Datierungsgrundlage.

Pfostenspuren, ein Denar und ein römischer Schuhnagel

Ein archäologisches Grabungsteam unter der Leitung von Sven Knippschild begleitet nun die Erweiterung des Wohngebietes an der Schafbreite. Eine erste Voruntersuchung ergab neben der bekannten Hofstelle möglicherweise auch eine weitere Hofstelle der Zeit um Christi Geburt: Von einem großen Wohngebäude sind noch mehrere Spuren dachtragender Pfosten im Boden zu erkennen. Auch ein eingetieftes, kleines Nebengebäude zeichnet sich als dunkle Verfärbung vom umliegenden hellen Sandboden sehr gut ab. Direkt über diesem sogenannten Grubenhaus entdeckte das Grabungsteam einen Denar des Kaisers Augustus von 19 bis 18 v. Chr. LWL-Münzfachmann Stefan Kötz fand jedoch heraus, dass es sich um eine antike Fälschung mit einem Bronzekern handelt. Vergleichbare Fälschungen waren noch mindestens bis zum Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. im Umlauf.

Vorderseite der Silbermünze mit dem Bronzekern, Kaiser Augustus
Foto / Quelle: LWL-AfW/S. Pechtold

Ein weiterer Hinweis auf eine frühe Datierung stellt ein Schuhnagel dar, den wahrscheinlich ein römischer Legionär hier vor 2.000 Jahren verloren hat. Die genaue Datierung dieses Nagels wird sich allerdings erst nach der Restaurierung klären. Die Frühdatierung der neu entdeckten Hofstelle klärt sich allerdings erst, wenn die Keramik geborgen, gereinigt und ausgewertet ist. Vorläufig deuten die bisherigen Funde aber an, dass der Platz über einen längeren Zeitraum oder mit Pausen mehrfach innerhalb der ersten Jahrhunderte n. Chr. besiedelt wurde.

Die Lage der Siedlung war gut gewählt: Das Areal liegt direkt südlich einer leichten Hangneigung zur Lippeaue und war somit vor Hochwasser geschützt. Vom Westen führte eine Römerstraße aus dem Lager südlich entlang der Lippe. Sie streifte fast die Siedlung an ihrem nördlichen Rand. Allerdings war das Gelände nicht so eben wie heute. So mussten die Siedler hier zunächst eine große Sanddüne abtragen.

Stolz auf römische Geschichte

Bürgermeister Werner Peitz zu den Funden: „Wir Delbrücker sind stolz auf unsere römische Geschichte. Jedes Jahr haben wir viele Besuchende, die sich vor Ort über unser Römerlager informieren – auch über den Radfernweg Römer-Lippe-Route.“

Die bereits eingemessenen Überreste der Siedlung werden weiter untersucht und die Funde geborgen. Hierzu zählen auch eine Münze von Kaiser Maximinian (286 bis 305 n. Chr.) und eine Münze von Kaiser Hadrian (117 bis 138 n. Chr.). Weitere Funde, etwa ein Sattelaufsatz aus Bronze und Keramikscherben lassen neue Erkenntnisse erhoffen. Inzwischen konnte das Grabungsteam noch eine vierte römische Silbermünze bergen, die allerdings erst nach ihrer Restaurierung bestimmt werden kann.

Frisch geborgen: Wahrscheinlich handelt es sich hier um einen bronzenen Sattelaufsatz.
Foto / Quelle: LWL-AfW/S. Spiong

Dr. Sven Spiong, Leiter der Bielefelder Außenstelle der LWL-Archäologie für Westfalen hat noch einen anderen Blickwinkel: „Hier bietet sich die Möglichkeit, ein Teil des Siedlungsumfeldes des Römerlagers zu erforschen. Wir wollen wissen, wie sich vor 2.000 Jahren das Zusammenleben von römischen Soldaten und einheimischen Bauern verhielt.“

Als das Gelände im Mittelalter als Ackerland genutzt wurde, stachen die Bauern Stücke (Plaggen) mit gutem Oberboden und trugen ihn auf dem kargen Sandboden auf. Diese sogenannten Eschaufträge waren 10 bis 20 Zentimeter dick und schützten das Bodendenkmal in den nachfolgenden Jahrhunderten. Eine bronzene Gewandbrosche aus dem 11. Jahrhundert gibt einen ersten Hinweis auf die mittelalterliche Nutzung. Die Ausgrabung beschränkt sich zunächst auf die Erschließungsstraßen des neuen Baugebietes und dauert nur wenige Wochen.

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