„Wie wollen wir zusammen leben?“
rethinking religion – Gespräche über Religion im Erzbistum Paderborn fanden diesmal im Dortmunder U statt.
„Wie wollen wir zusammenleben?“ – zu dieser Frage diskutierten Bundestagspräsident a.D. Professor Dr. Norbert Lammert, Professor Dr. Christiane Woopen, Ethikerin und ehemalige Vorsitzende des deutschen und des europäischen Ethikrates und Professor Dr. Aaron Langenfeld, Fundamentaltheologe und Rektor der Theologischen Fakultät Paderborn am 25. November 2024 im Rahmen des Diskussionsforums „rethinking religion. Gespräche über Religion im Erzbistum Paderborn“ vor rund 60 Gästen im Dortmunder U. Im Zentrum stand dabei die Frage, welche Werte, Prinzipien und Haltungen relevant für die Stabilisierung und Entwicklung erodierender demokratischer Gesellschaftsstrukturen sind – und welchen Beitrag Religion für die soziale Gemeinschaft (noch) leisten kann.
Ein besonderes Augenmerk warf Professor Lammert in einem kurzen Impuls dabei auf die Kultur als Substanz menschlicher Gemeinschaften. Auch wenn es keine religiöse ‚Weltformel‘ gebe, sei der kulturelle und religiöse Hintergrund einer Gesellschaft entscheidend, um ihre jeweilige Verfassung als Ausdruck dieses Hintergrunds überhaupt verstehen zu können. Professorin Woopen bejahte zwar grundsätzlich die Relevanz des Kulturbegriffs, identifizierte aber mit Blick auf die kürzlich erschienene Leipziger Autoritarismusstudie (https://www.theol.uni-leipzig.de/kompetenzzentrum-fuer-rechtsextremismus-und-demokratieforschung/leipziger-autoritarismus-studie) fundamentale und alarmierende Verschiebungen in den gegebenen kulturellen Voraussetzungen des öffentlichen Diskurses.
Authentische Kommunikationsformate
Hier gelte es insbesondere, neue und authentische Kommunikationsformate zu entwickeln, die demokratische Wertvoraussetzungen in eine lebendige Praxis überführen. Die diakonische Arbeit der Kirchen sei an dieser Stelle kaum zu überschätzen. Professor Langenfeld betonte im Anschluss daran die Dynamik kultureller Prägung und stellte die fundamentale und nicht-delegierbare Verantwortung der Individuen zur Kultivierung gegenseitigen Vertrauens heraus. Darin sei auch die besondere Bedeutung von Religion und Kirche für die Gesellschaft zu sehen.
Am Ende der Diskussion hatten die Besucherinnen und Besucher Gelegenheit zur Nachfrage und Aussprache. Gastgeber und Moderator Professor DDr. Martin Breul, Systematischer Theologe an der TU Dortmund, zeigte sich hoch zufrieden mit den Ergebnissen des Abends: „Wir haben intensiv auf hohem akademischen Niveau und kontrovers ein Thema diskutiert, das alle Teilnehmenden offensichtlich existenziell angeht und das zugleich für unser Demokratie- und Gesellschaftsverständnis von höchster Bedeutung ist. Unser Anliegen, akademische Impulse aus der Theologie ins stadtöffentliche Gespräch mit Politik und Kultur zu bringen, ist aus meiner Sicht voll realisiert.“
Zur Sache
Die Podiumsdiskussion fand im Rahmen des Diskussionsforums „rethinking religion. Gespräche über Religion im Erzbistum Paderborn“ statt, das von der Professur für Systematische Theologie an der TU Dortmund und dem Lehrstuhl für Fundamentaltheologie der Theologischen Fakultät Paderborn verantwortet wird. Die Veranstaltungen, die von der Bank für Kirche und Caritas sowie dem Kulturfonds der TU Dortmund gefördert werden, findet halbjährlich wechselnd in Dortmund und Paderborn statt. Bei der nächsten Veranstaltung am 26. Mai 2025 diskutieren im Historischen Rathaus der Stadt Paderborn u.a. die Thomas-Mann-Preisträgerin Nora Bossong und der Soziologe Professor Dr. Heinz Bude zum Thema „Wie gehen wir mit unserer Angst um?“