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24.03.2025
Paul Gockel (Mitte) übergibt der Stadt Paderborn seinen Bilderschatz. I. Beigeordneter Carsten Venherm (links) und der Leiter des Stadt- und Kreisarchivs Paderborn, Wilhelm Grabe, nehmen die wertvollen Negative entgegen.
Foto / Quelle: Stadt Paderborn

Wiederentdeckt: Fotos von Theo Gockel aus den Jahren 1935 bis 1960

Sohn Paul übergibt wertvolle Negative an das Stadt- und Kreisarchiv Paderborn.

Paderborn

Gut bekannt sind in Paderborn Fotos des gebürtigen Paderborners, aber Salzkottener Fotografen Theo Gockel, die die Trümmerräumung in der Paderborner Ruinenlandschaft nach dem Zweiten Weltkrieg und den beginnenden Wiederaufbau zeigen. Bislang allerdings nur als Reproduktionen. Theo Gockels jüngster Sohn Paul hat nun die originalen Negative wiederentdeckt und sie dem Stadt- und Kreisarchiv Paderborn überlassen. Überraschung: Es gibt auch noch bislang unbekannte Motive.

Regelmäßig fotografierte Theo Gockel die Baufortschritte auch auf dem Dom. Die Gelegenheit nutzte er häufig, um Fotos von der Umgebung aufzunehmen. Hier ein Blick aus der Zeit um 1946 über den Marktplatz. Der Platz ist von Trümmern weitestgehend geräumt (unten noch Reste des Neptunbrunnens), der Wiederaufbau einiger Häuser hat begonnen. Die Werkstatt von Johannes Beverungen, Markt 2, wurde bereits 1945 wieder als Behelf errichtet, das Rathaus am rechten Bildrand jedoch harrt noch eines neuen Dachstuhls und dem Richtfest zu Libori 1947.
Foto / Quelle: Stadt- und Kreisarchiv

Theo Gockel wurde 1909 in Paderborn geboren, als Kaufmann trat er in die Fabrik für explosionssichere Gefäße FeG (später Salzkotten Maschinen- und Apparatebau-AG) ein. Und er war begeisterter Amateurfotograf, suchte seine Motive auch in seiner Heimatstadt. Aus seinem Hobby machte er nach 1945 einen Beruf, gründete 1948/49 in Upsprunge ein erstes Fotoatelier, das er 1951 nach Salzkotten verlegte, und wurde sogar noch Fotografenmeister. 2004 starb Theo Gockel, 2007 seine Ehefrau Theresia, geb. Hake.

2011 übernahm die Stadt Salzkotten den fotografischen Nachlass in einem Umfang von etwa 18.000 Kleinbildnegativen. Als die Stadt für ihr 775-jähriges Jubiläum 2022 beim Leiter des Stadt- und Kreisarchivs, Wilhelm Grabe, eine Festschrift in Auftrag gab, lag nahe, dass der Nachlass entsprechend gewürdigt wird. Autor Andreas Gaidt, im Stadt- und Kreisarchiv zuständig für die Bildüberlieferung, stellte schnell fest: Im Nachlass fehlen wichtige Teile des fotografischen Schaffens Gockels. So zum Beispiel Fotoalben mit zahlreichen Paderborner Motiven, Fotos einer Italienreise, die Gockel mit seinem Freund Hermann Dahlmeier 1934 nach Norditalien unternommen hatte, Fotos, die Gockel im Auftrag der britischen Armee aufgenommen hatte und schließlich die meisten Negative und Fotos der Kriegszerstörung in Paderborn. Während die Fotos der Italienreise noch 2022 Theo Gockels Enkel Thomas Gockel bei sich entdeckt hatte und dem Stadt- und Kreisarchiv übergab, haben sich nun auch 310 Negative mit Paderborner Motiven wiedergefunden. Allein die Alben und Britenfotos bleiben – noch – verschollen.

Ein bislang unbekanntes Motiv: Ein Bagger der Firma Backhaus belädt die Trümmerbahn mit Schutt. Die Trümmerbahn war bis 1949 im Einsatz. Das Gebäude im Hintergrund konnte noch nicht identifiziert werden.
Foto / Quelle: Stadt- und Kreisarchiv

In dem Zugang befinden sich Fotos aus den 1930er-Jahren, meist aber Fotos der Kriegszerstörung und des Wiederaufbaus vor allem des Doms einschließlich dessen Richtfest 1946. Als Originale stellen sie eine Sensation dar. Zudem waren einige Fotos bislang nicht bekannt. Paul Gockel erzählt, dass sein Vater Theo zwar 1945 in Kriegsgefangenschaft geraten war, aber bereits nach fünf Tagen aus dem Lager Staumühle entlassen wurde. So früh schon fotografieren konnte Theo Gockel nur, da er zuvor in Salzkotten Fotomaterial aus ehemaligen Wehrmachtsbeständen an sich genommen hatte in der klugen Voraussicht, dass dieses im noch bestehenden Deutschen Reich kaum zeitnah hergestellt würde. Dass Paul Gockel die Fotos bei sich zuhause verwahrte, lag daran, dass sein Vater deren große Bedeutung bewusst war und er sie bei seinem jüngsten Sohn am besten aufgehoben wusste. Denn auch Paul hatte das Fotografenhandwerk gelernt, nämlich bei Hanns Köppelmann in Paderborn.

Kaum wiedergefunden, war für Paul Gockel klar, dass sie ins Stadt- und Kreisarchiv zur sicheren Verwahrung und Nutzung gehörten. Derzeit wird im Stadt- und Kreisarchiv eine Ausstellung zum Kriegsende vor 80 Jahren erarbeitet. Die Aufnahmen von Theo Gockel werden hierin sicher eine prominente Rolle spielen.

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