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24.12.2024
Klaus Eikmeier (68) ist verheiratet und lebt in Lemgo und Allensbach. Seine große Leidenschaft ist die Astronomie. Er engagiert sich beim Internationale Amateur-Sternwarte e. V. (IAS) mit seinen Einrichtungen in Namibia auf dem Gamsberg und Hakos.
Foto / Quelle: Patrick Kleibold

Wozu sind Sie da, Herr Eikmeier?

Wozu bist du da, Kirche von Paderborn? Eine zentrale Frage des Zukunftsbildes für das Erzbistum Paderborn. Die Aufgabe des Menschen besteht darin, die Frage für sich zu beantworten.

Lemgo

Als Kind war ich mit meinen Eltern mehrmals im Urlaub an der Ostsee. Ein Urlaub ist mir besonders in Erinnerung geblieben. Es war schon spät am Abend, doch es waren Ferien, und so durfte ich länger aufbleiben als sonst üblich. Die Nacht war dunkel und mein Vater und ich schauten uns den sternenklaren Himmel an. An diesem Abend habe ich zum ersten Mal die Milchstraße gesehen. Ich war sofort fasziniert.

Und dann erinnere ich mich an ein anderes Erlebnis: Der Mond schien durch das Fenster meines Kinderzimmers und ich wollte ihn unbedingt genauer betrachten. Ich schnappte mir das Fernglas meines Vaters, zerlegte es und fügte die Linsen mit einem Papptubus so ­hintereinander, dass ich eine höhere Vergrößerung erzielte. In meiner Kindheit und Jugend habe ich alle Berichte über das Apollo-­Mondlandeprogramm verschlungen. In meinem Zimmer hing eine Mondkarte. Vielleicht war das der Beginn meiner Faszination für das Weltall.

Ursprünglich wollte ich Biophysik studieren. Doch wie so oft im Leben entwickeln sich Dinge anders als geplant. Als Selbstständiger habe ich mehrere Jahrzehnte in der Touristikbranche gearbeitet. Im Jahr 2000, sprich in der Spätphase meines beruflichen Lebens, habe ich einen Vortrag zum Thema Astronomie besucht. Und schlagartig war meine kindliche Faszination zurück: Ich kaufte mir mein erstes Teleskop, fing an zu beobachten und machte später erste Aufnahmen des Weltalls.

Es ist die Neugierde, die mich während meines ganzen Lebens angetrieben hat und auch heute noch antreibt. Mit Blick auf das Universum interessieren mich insbesondere die Tiefeneindrücke. Ich möchte Bilder machen, die es in der Informationstiefe und Qualität so noch nicht gibt. Und dabei möchte ich das Weltall so abbilden, wie es der Realität entspricht.

Ein Teil des Ganzen

Wenn ich in den Himmel schaue, bin ich ehrfürchtig. Ich spüre dann, dass ich ein Teil des Ganzen, ja ein Bestandteil des ganzen Universums bin. Meine Bedürfnisse und Wehwehchen werden kleiner und ich erfahre dann auch eine Form von Spiritualität, ja vielleicht sogar eine Form eines religiösen Gefühls, doch nicht in Form eines personifizierten Gottesbildes. Für mich ist es ein Problem, wenn ich mir ein Bild von Gott mache, denn dadurch mache ich ihn einfach und ich verkörpere ihn zugleich als eine andere Person, wodurch ich ihn von mir selbst trenne.

Wenn man sich anschaut, was alles zusammenkommen muss, damit im Universum Leben entstehen kann, so bin ich überzeugt, dass wir Menschen wirklich etwas Besonderes sind, auch wenn ich glaube, dass es irgendwo noch weiteres Leben gibt. Für mich ist es faszinierend, dass ich als ein Wesen dieses Universums in der Lage bin, über dieses Universum nachzudenken, es mir anzuschauen und es zu erforschen. Das Teleskop ist dabei so etwas wie mein drittes Auge.

Wozu bin ich also da? Ich habe als Amateurastronom keine spezielle Agenda, die ich abarbeiten müsste. Mich interessieren wissenschaftliche Fragen sehr und ich finde es reizvoll, an solchen Aufgaben mitarbeiten zu dürfen. Wenn meine Bildprojekte die Betrachter für die Astronomie begeistern und aufmerksam machen für die Ästhetik des Kosmos, motiviert mich das zusätzlich. Mit den Kollegen des Technik-­Teams der Internationalen Amateursternwarte (IAS) betreue ich unsere Sternwarten in Namibia und ihre Nutzer. Und ich helfe gerne anderen Menschen mit Rat und Tat weiter, die ebenso wie ich eine Leidenschaft für die Astronomie haben und ebenfalls diesen Weg gehen möchten.

// Aufgezeichnet und fotografiertvon Patrick Kleibold
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